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SCHREIB Waren: Wer bin ich, was will ich?

Geheimnisvoll und gespenstisch geht es zu in John Burnsides hochgelobtem Roman „In hellen Sommernächten“. Die Geschichte spielt auf der bevölkerungsarmen Insel Kvaløya hoch im Norden Norwegens.

Geheimnisvoll und gespenstisch geht es zu in John Burnsides hochgelobtem Roman „In hellen Sommernächten“. Die Geschichte spielt auf der bevölkerungsarmen Insel Kvaløya hoch im Norden Norwegens. Die Ich-Erzählerin Liv erinnert sich an Geschehnisse, die stattfanden, als sie vor zehn Jahren von der Schule abging: Zwei Brüder ruderten nachts hinaus aufs stille Meer und wurden tot an Land gespült, später verschwand neben einem Sommergast auch ihr Vertrauter, ein skurriler Eigenbrötler namens Kyrre Opdahl. Dieser hatte sich um die von der Mutter vernachlässigte Liv gekümmert, die hinter den Ereignissen stecke. In ihrer Schulkameradin Maia meint Liv, eine Verkörperung der aus alten Sagen bekannten Waldfee Huldra zu sehen und deren tödlich-erotische Macht gespürt zu haben. Doch was ist wirklich von den Erzählungen der jungen Frau zu halten?

Der schottische Autor siedelt seinen Roman zwischen Spuk und Psychopathologie an und hält alles in der Schwebe. Nicht umsonst lautet sein Motto: „Ich will, dass der Leser das Irrationale für möglich hält, obwohl ihm der Verstand das Gegenteil sagt.“ Wie ihm das gelingt, kann man im Literarischen Colloquium hören; die Lesung moderiert Bernhard Robben, der das Buch glänzend ins Deutsche übersetzt hat (Mittwoch, 20 Uhr, Am Sandwerder 5).

Auch sehr geheimnisvoll ist das Leben des Autors, der sich hinter dem Pseudonym B. Traven verbarg. „Mein Lebenslauf ist meine Privatangelegenheit, die ich für mich behalten möchte“, verkündigte selbiger 1926 und hielt sich so rigoros daran, dass es erst 1974 gelang, dessen Identität zu lüften: Der Verfasser mehrerer Bücher in Millionenauflage – etwa „Das Totenschiff“ – hieß im wahren Leben Otto Feige und war Maschinenschlosser. Stoff und Rätsel genug also für eine ganze Themenwoche des Literaturforums. Einen guten Einstieg bildet die Veranstaltung „Wer ist dieser Mann?“, bei der Traven-Kenner Wolf-Dietrich Schramm und Traven-Biograf Jan-Christoph Hauschild den Lebensspuren des Autors nachgehen wollen (Donnerstag, 20 Uhr, Palais am Festungsgraben, Am Festungsgraben 1).

Rätselhaft blieb auch anfangs, was das BMW Guggenheim Lab in Berlin so plante und ob man das überhaupt wollte. Kreuzberg zumindest wollte nicht, und so zog das mobile Labor, das Ideen für das urbane Leben entwickeln möchte, auf das Gelände des Pfefferbergs in Prenzlauer Berg. Seither wird fleißig gewerkelt: Nachdem das Nähen wetterfester Schutzhüllen für Fahrradsättel eingeübt wurde, findet am Samstag eine Book Release Party statt: Cristina Steingräber stellt das Buch „Hartz IV Moebel.com“ von Van Bo Le-Mentzel vor. Der entwirft Möbel, die man bei knapper Kasse selber bauen kann (20 Uhr, Schönhauser Allee 176).

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