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Strasser

© dpa

Schriftstellerverband: Deutschland sollte Guantánamo-Häftlinge aufnehmen

Johano Strasser, Präsident des deutschen Pen-Zentrums, fordert, dass die Bundesrepublik mehr unschuldige Guantánamo-Häftlinge aufnehmen sollte. Bis zum Sonntag tagt die Schriftstellervereinigung unter dem Motto "Bedrohten helfen - in Freiheit schreiben" - und blickt besorgt auf das Weltgeschehen.

Deutschland sollte nach Ansicht des Präsidenten des Pen-Zentrums Deutschland, Johano Strasser, mehr unschuldige Guantánamo-Häftlinge aufnehmen. Die USA ließen diese Gefangenen erst frei, wenn sich andere Länder bereiterklärten, sie aufzunehmen, sagte Strasser vor Beginn der Jahrestagung des Pen-Zentrums am Donnerstag in Speyer. "Da müssten wir großzügig sein." Er erinnerte daran, dass während des Nationalsozialismus viele deutsche Intellektuelle in anderen Ländern Schutz fanden. "Da besteht eine Dankesschuld." Auch der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele hatte sich am Mittwoch bereits dafür ausgesprochen, Häftlinge des US-Gefangenenlagers, die als unverdächtig gelten, in Deutschland aufzunehmen.

Bei der Pen-Jahrestagung unter dem Motto "Bedrohten helfen - in Freiheit schreiben" befasst sich der Schriftstellerverband unter anderem mit der Lage verfolgter und bedrohter Autoren. Bis Sonntag werden etwa 150 Schriftsteller aus dem In- und Ausland erwartet. Das Treffen sollte am Donnerstagabend unter dem Motto "Was ein paar Worte kosten können" mit einer Veranstaltung zum Thema Schriftsteller im Gefängnis und im Exil beginnen. Vorgesehen war dabei unter anderem ein Bericht der russischen Menschenrechtlerin Irina L. Scherbakova (Moskau) zur Lage der Menschenrechte in Russland. Weiteres Thema der Tagung ist die soziale Situation von Autoren. Dabei soll unter anderem das Thema Urheberrecht zur Sprache kommen.

Strasser: Lage der Menschenrechte hat sich verschlechtert

Strasser sagte, der Schriftstellerverband vertrete wie die Organisation Amnesty International die Ansicht, "dass sich die Lage der Menschenrechte generell auf der Welt eher verschlechtert hat in den letzten Jahren". Die Zahl der Verfolgungen habe - entgegen der Hoffnungen - nach dem Fall der sozialistischen Systeme zu- statt abgenommen. Dabei sei China zwar zurecht "in aller Munde", weil  dort überall die freie Meinung unterdrückt werde, es sei aber "beileibe nicht der einzige Fall". Probleme gebe es auch im Iran und in Saudi-Arabien, in Russland und den Staaten an seinem südlichen Rand sowie in vielen Ländern Afrikas und in Mexiko. In den USA sei das Abhören der Bürger derart erleichtert worden, dass es fast schrankenlos geschehen könne.

"Es sieht auf der Welt insgesamt nicht gut aus", sagte Strasser. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 sei der Kampf gegen Terroristen vielerorts zum Anlass genommen worden, um die Meinungsfreiheit zu unterdrücken. "Die Vorwände waren abzusehen, aber ich denke, dass man doch etwas dagegen unternehmen kann", sagte er. So sei es wichtig, alle Fälle von Menschenrechtsverstößen öffentlich zu machen und gegebenenfalls auch in freundlichen Briefen an die Machthaber dagegen zu protestieren. "Die Unterdrücker wollen mit den Ländern im Westen Handel treiben", sagte Strasser. "Da braucht man ein Renommee, das nicht allzu schrecklich ausfällt." (jam/dpa)

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