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Kultur: Schützenfest

Das DHM in Berlin begibt sich auf die Hofjagd

Waffenbegeisterung unter erwachsenen Zivilisten gilt nicht erst seit Michael Moores Film „Bowling for Columbine“ als sonderbar. Auch kulturhistorische Museen verbannen ihre Waffen zunehmend ins Depot. DHM-Generaldirektor Hans Ottomeyer durfte sich also durchaus ein wenig nonkonform fühlen, als er mit der Ausstellung „Hofjagd“ eine dauerhafte Befreiung aus dem „Ruhezustand der Depots“ ankündigte. Zusammen mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten plant er eine künftige Dauerpräsentation zum Thema im Jagdschloss Grunewald.

Was das DHM aus der eigenen Militaria-Sammlung an Schießeisen, Armbrüsten, Blankwaffen, Zubehör, Tafelgerät und bildlichen Trouvaillen des Waidwerks ans museale Licht geholt hat, lässt für die kommende Dauerausstellung im Zeughaus weitere Schaustücke erhoffen. Doch so konventionell, wie sich die bereits im Knauf-Museum Iphofen und dem Torgauer Schloss Hartenfels gezeigte Ausstellung im Erdgeschoss des Pei-Baus präsentiert, dämpft sie die aufkommende Vorfreude gleich wieder.

Die Herausforderung steckt im Thema. Wer es zu kennen glaubt, wird schnell feststellen, dass auch ein Waidmann im Verwandtenkreis nicht wirklich weiter hilft. Die moderne Jagd ist eine bürgerliche Schrumpfform höfischen Jagdtreibens, die sich in Deutschland erst nach der Revolution von 1848 herausgebildet hat. Vom zeremoniellen höfischen Jagdwesen übernahm sie lediglich Teile von Bewaffnung, Kleidung und Wortschatz. Die ethische Vorstellung, dass Jäger auch Heger sind, war dem Zeitalter absoluter Fürstenmacht fremd.

Das Bejagen von Hochwild gehörte bis ins frühe 19. Jahrhundert zu den vornehmsten Privilegien des Landesherrn. Noch heute wird in Großbritannien die Parforcejagd gepflegt, bei der die Hundemeute ein Tier, meist einen Hirsch oder Fuchs, bis zur Erschöpfung verfolgt. Ist es gestellt, obliegt dem Herrn der finale Stich mit dem Spieß oder Hirschfänger. Was heute nur noch die öffentliche Meinung erregt, konnte damals ganze Fürstentümer an den Rand des Ruins bringen. Der Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar hinterließ 1748 über 1000 Jagdhunde und 373 der Jagd dienende Pferde.

Gerhard Quaas, der Kustos der Militaria, konzentriert sich im Katalog, der sich als Bestandsverzeichnis vorrangig an Kenner wendet, auf die Geschichte und Funktionsweise der Waffen. Doch auch die Ausstellung holt nur partiell kulturhistorische Schützenhilfe durch zeitgenössische Abbildungen und Druckwerke ein. Als Ausblick markiert etwa eine kuriose Drillingsbüchse Erich Honeckers Traum vom Großwildjäger. Wie gern hätte man den Filmausschnitt gesehen, in dem der Staatsratsvorsitzende sein spätfeudales Horrido in die klirrende Winterluft der Schorfheide knödelt.

Pei-Bau des DHM, Hinter dem Gießhaus, bis 12. April täglich 10-18 Uhr. Der Katalog (Edition Minerva) kostet 20 Euro.

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