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Kultur: Schule fürs Leben

Am 14. August 1956 starb Bertolt Brecht in Berlin. Bis zu seinem 50. Todestag hören wir täglich von ihm.

Das Wichtigste ist doch die Menschenkenntnis. Sie wird in Form von Lehrerkenntnis erworben. Der Schüler muss die Schwächen des Lehrers erkennen und sie auszunützen verstehen, sonst wird er sich niemals dagegen wehren können, einen ganzen Rattenkönig völlig wertlosen Bildungsgutes hineingestopft zu bekommen. (...) Dadurch, dass jeder Lehrer nur ein bestimmtes Quantum an Wissen vorzutragen hatte und dies jahraus, jahrein, wurde er gegen den Stoff selber völlig abgestumpft und durch ihn nicht vom Hauptziel abgelenkt: Dem sich Ausleben vor den Schülern. Alle seine privaten Enttäuschungen, finanziellen Sorgen, familiären Mißgeschicke erledigte er im Unterricht, seine Schüler so daran beteiligend. (...) So bereitete er sie auf den Eintritt in die Welt vor, wo ihnen gerade solche Leute wie er entgegentreten, verkrüppelte, beschädigte, mit allen Wassern gewaschene. Ich höre, daß die Schulen oder wenigstens einige von ihnen heute auf anderen Prinzipien aufgebaut seien, als zu meiner Schulzeit. Die Kinder würden in ihnen gerecht und verständig behandelt. (...) Da wurde ich doch ganz anders vorbereitet! Ich trat ausgerüstet mit soliden Kenntnissen über die Natur des Menschen ins Leben ein.

1940. Aus: Flüchtlingsgespräche. Bertolt Brecht, Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Band 12 © Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1989.

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