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Kultur: Schuss, Gegenschuss, Abschuss

Ausgeknipst und abgemurkst: „Paparazzi“

Mit dem Fotografieren ist es ein bisschen wie mit der sexuellen Anmache: Einige fühlen sich belästigt, andere fühlen sich bestätigt, dritte wiederum wissen nicht genau, was sie fühlen. Lady Di, die sich oft die Handtasche vors Gesicht hielt und mit den Tränen kämpfte, wenn sie von Fotografen umlagert wurde, und deren Tod eine nie da gewesene Lynchstimmung gegen Paparazzi ausgelöst hat, war auch süchtig nach Aufmerksamkeit. Das Verhältnis zwischen Prominenten und Fotografen dürfte immer ambivalent bleiben – und ein Film zum Thema sollte dieser Ambivalenz gerecht werden, selbst wenn er nur unterhalten will. Die Fotografen zu dämonisieren, ist einfach. Auch die Medien – und ihre Leser – tragen eine Verantwortung.

Der Film, den Mel Gibson produziert und Paul Abascal inszeniert hat, ist unterhaltsam und völlig frei von Ambivalenz. Ernst nehmen kann man ihn nicht, zu böse sind die vorgeführten Paparazzi. Reicht es nicht aus, dass sie die Intimsphäre des Actionhelden Bob Laramie (Cole Hauser) missachten, dass sie sogar einen Autounfall verschulden, bei dem seine Frau und sein Sohn schwer verletzt werden? Nein, das ist Gibson und Abascal zu wenig. Ihre Paparazzi sind nebenbei noch Einbrecher, Erpresser, Zuhälter und Mörder, die man mit ihren eigenen Waffen schlagen muss.

Der Oberschurke wird sogar von einem richtigen Schurken verkörpert, dem zu Gewaltausbrüchen neigenden Tom Sizemore („Der Soldat James Ryan“, „Bringing Out the Dead“), dessen Schauspielkarriere mitunter von Haftstrafen unterbrochen wird. Insgesamt gibt es vier Schurken, das verleiht dem Film immerhin einen Hauch von Komplexität. Sizemore, Tom Hollander, Daniel Baldwin und Kevin Gage spielen den blassen Hauptdarsteller locker an die Wand. Andererseits: Warum wird dann ausgerechnet so einer von Paparazzi verfolgt? F. N.

Cinemaxx Potsdamer Platz, Kulturbrauerei, Cinestar SonyCenter (OV)

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