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Kultur: Schweig langsam

Zusammengeklaut: der Thriller "Desperate Measure"VON MICHAEL ZÖLLNERAction-Filme sind wie Pornos.Geduldig erträgt man abstruse Alibi-Handlungen, bis die Filme zu ihrem eigentlichen Existenzgrund kommen.

Zusammengeklaut: der Thriller "Desperate Measure"VON MICHAEL ZÖLLNERAction-Filme sind wie Pornos.Geduldig erträgt man abstruse Alibi-Handlungen, bis die Filme zu ihrem eigentlichen Existenzgrund kommen.Der Sinn und Zweck von Action-Filmen ist eine möglichst lange, haarsträubende und zerstörerische Verfolgungsjagd, bei der meistens zwei Männer ihr Letztes und Bestes geben.Nicht viel anders ist es in "Desperate Measure" von Regisseur Barbet Schroeder, der sich nach "weiblich, ledig, jung sucht" mit diesem Machwerk ins Haudrauf-Genre vorwagt und sich hemmungslos aus den verschiedensten Filmen der letzten Jahre bedient.Nach dem Motto, womit andere Erfolg haben, kann ich auch Geld verdienen, präsentiert Schroeder eine Melange aus "Das Schweigen der Lämmer", "Stirb langsam" und "General Hospital".Andy Garcia spielt den Cop Frank Connor, der auf der Suche nach dem passenden Knochenmark für seinen todkranken Sohn Matthew (Joseph Cross) ist.Allerdings besitzt nur der psychopathische Killer Peter McCabe (Michael Keaton) das kompatible Knochenmark, und der will sich nicht ohne weiteres davon trennen.So täuscht McCabe sein Einverständnis zwar vor, entkommt aber vor der Entnahme im Krankenhaus durch eine spektakuläre Flucht.Damit beginnen die Probleme für Frank Connor.Denn nun muß er zum einen das Spender-Knochenmark verfolgen und zum anderen dafür sorgen, daß seine Kollegen McCabe nicht auf der Flucht durchs Krankenhaus erschießen.Sein Tod bedeute zwangsläufig auch den Tod seines Sohnes.Diese ziemliche absurde Ausgangssituation ist aber nicht das Problem des Films.Denn niemand erwartet hier Realitätsnähe.Auch die moralinsauren Szenen, in denen der todkranke Matthew seinen Vater nach Gott, dem Himmel und der bereits verstorbenen Mutter ausfragt, die ewig gleichen schrägen Kameraeinstellungen, die Spannung nur vorgaukeln, oder die nervtötende, niemals endende Musik mit Thriller-Terzen und Hammer-Akkorden stören wirklich.All dies ist banal, aber bei einem Thriller zu erwarten.Wenn allerdings in einem Hollywood-Film, der mehrere Millionen Dollar gekostet hat, das Mikro in Dreiviertel der Einstellungen oben ins Bild hängt, fragt man sich, welches Heer von Dilettanten an diesem Zelluloid-Desaster beteiligt war.Sieht das denn keiner? Wofür gibt es während des Drehs Monitore am Set? in acht Berliner Kinos, die Originalversion läuft in der Kurbel

MICHAEL ZÖLLNER

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