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Kultur: Schwitzen beim Schwof

POP

Interessant waren die Beach Boys in den 60ern. Mit „Pet Sounds“ haben sie eines der wirkungsvollsten Alben aller Zeiten veröffentlicht. Die Wilson-Brüder Dennis und Carl von den damaligen Beach Boys sind tot. Und Brian, ihr Songschreiber, spielte kürzlich mit neuer Band seine alten Hits. Rührend, und mit wackliger Stimme. Ins mäßig besuchte Tempodrom kommt nun die Wilson-lose Version der Beach Boys: Zwei Gitarristen, drei Organisten, Bass, Schlagzeug und der alte Sänger und Wilson-Vetter Mike Love. In quietschfarbenen Beach-Hemden rattern sie die alten Songs runter. Vom Surfen und Tanzen, von schnellen Autos und Motorrädern: „California Girls“, „Hawaii“, „Little Honda“, „Dance, Dance, Dance“. Ein paar ältere Paare legen ein verzücktes Söhlchen aufs Parkett.

Es ist ein bisschen wie damals, als der Ball der Friseur-Innung noch im Schöneberger Prälaten stattgefunden hat. „Surfer Girl“. Sie tanzen einen Steh-Blues. „And Then I Kissed Her“. Es sieht so aus, als hätten diese Paare seit Jahren nicht mehr so getanzt. Männer sich seit Ewigkeiten nicht so kumpelhaft auf die Schultern geklopft. Da ist es egal, wer vorne auf der Bühne steht. Hauptsache der Sound, die Songs, das Feeling von früher.

Sie singen auch das komplizierte Zeug. „God Only Knows“, wo Brian Wilson immer die Stimme verrutscht. Nicht bei denen hier, die machen das. Es klingt gut, aber sieht komisch aus. Man hört einen singen, aber keiner bewegt den Mund. Mike Love nimmt das Mikrofon vom Mund weg, aber man hört ihn in unveränderter Lautstärke. Mimen die nur? Nach 90 Minuten haben sie über dreißig Stücke gespielt und keinen Schweißtropfen auf der Stirn. Aber die Fans sind klatschnass. Fun, Fun, Fun.

H.P. Daniels

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