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Kultur: Schwungvoll

Die New Yorker Klezmatics peppen jiddische Musik rhythmisch aufVON ROMAN RHODEKlezmer goes Underground.Im ersten jiddischen Kifferlied aller Zeiten führen sowohl der heilige Sabbat als auch die Kultpflanze Cannabis zur Entspannung.

Die New Yorker Klezmatics peppen jiddische Musik rhythmisch aufVON ROMAN RHODEKlezmer goes Underground.Im ersten jiddischen Kifferlied aller Zeiten führen sowohl der heilige Sabbat als auch die Kultpflanze Cannabis zur Entspannung.Oder, wie es auf jiddisch heißt, zum inneren glaykh-gevikht .Haschisch-Joint und Ruhetag als "Gottes bester Trost"? - eine reichlich unorthodoxe Botschaft. Allerdings: Schon vor hundert Jahren wurde so mancher Händler besungen, den es vom Viehmarkt in die Schänke zog.Trinken, Singen, Tanzen, so lautete auch damals eine Formel für jiddische Musik.Inzwischen aber sind die modernen Klezmorim längst vom Shtetl in die Metropolen gezogen und experimentieren dort mit Folk, Pop und Jazz.Nach wie vor sucht der jiddische Blues die Fusion, auch mit Randkulturen.Dabei spielen die New Yorker Klezmatics zweifellos die erste Geige.Sie verwerfen den tradierten Jidl mitn Fidl und setzen statt dessen auf Innovation: Rhythm and Jews haben sie ihr erstes Album betitelt. Gleichwohl hat die Band auch ein Hackbrett ins Haus der Kulturen mitgebracht und interpretiert schwungvolle Frejlechs, Hochzeitstänze und Volksweisen aus dem traditionellen Repertoire Südosteuropas.Da schluchzt die Violine und jauchzt die Klarinette; selbst dann noch, wenn ein markanter Ska-Rhythmus unterlegt ist.Gewollt eklektisch klingen diese Beatniks der jiddischen Musik, und mit Baß und Hammondorgel auch noch elektrisch.Hin und wieder geraten Trompete und Klarinette bis zum atonalen Ulk aneinander, oder Geige (virtuos: Alicia Svigals) und Schlagzeug finden zueinander - Einsprengsel jazziger Improvisationslust mit viel jüdischem Witz. Bleibt noch die vielgerühmte Traurigkeit.Auch sie ist hier zu hören, in der einsam wimmernden Geige, der klagenden Baßklarinette.Die wunderschöne Ballade über die neuen Displaced persons, Kriegsopfer der aktuellen Welt, ist jedoch frei von jeder Larmoyanz; geschrieben hat sie Pulitzer-Preisträger Tony Kushner, und die Musik zu dessen Theaterstück "Zwischen zwei Welten" stammt von den Klezmatics.Derlei Musiktheater, durchdrungen von jüdischem Feeling, unorthodoxer Weisheit und Aufmüpfigkeit - das ist die höchste Stufe der Klezmanie.

ROMAN RHODE

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