zum Hauptinhalt

SEHEN: Schneekönigin und Winterfee

Zu keiner anderen Jahreszeit sei die Leidenschaft für das Theater so groß wie in den Adventstagen, sagte Kay Wuschek, Intendant des Berliner Theaters an der Parkaue, kürzlich in einem Interview. Nichts funktioniere so hervorragend als kultureller Türöffner wie das Weihnachtsmärchen!

Zu keiner anderen Jahreszeit sei die Leidenschaft für das Theater so groß wie in den Adventstagen, sagte Kay Wuschek, Intendant des Berliner Theaters an der Parkaue, kürzlich in einem Interview. Nichts funktioniere so hervorragend als kultureller Türöffner wie das Weihnachtsmärchen! Entsprechend groß ist löblicherweise das dramatische Angebot – und zwar nicht nur an der Parkaue, die mit der „Schneekönigin“ einen echten Genre-Klassiker im Repertoire hat (15.12., 16 Uhr, 16.12., 10 und 14 Uhr).

Sondern auch kleine freie Bühnen wie das Theater o. N. in Prenzlauer Berg legen sich mächtig ins Adventszeug. Zum Beispiel mit einem der berühmtesten Tiere des Kinderliteraturkanons: Friedrich Wolfs „Weihnachtsgans Auguste“ (10.-13. 12., 10 Uhr, 14. und 15.12., 16 Uhr). Die Story um den Opernsänger Löwenhaupt, der außer seinen Arien nichts so liebt wie einen gediegenen weihnachtlichen Gänsebraten, erzählen Günther Lindner und Uta Griseldis Lindner als buntes Schattenspiel für Kinder ab vier. Natürlich kommt dabei auch der folgenschwere Fehler zur Sprache, der Herrn Löwenhaupt bei seinen kulinarischen Festvorbereitungen unterläuft. Der Gourmet bringt es nämlich tatsächlich fertig, das Flügeltier erstens vorfristig und zweitens quicklebendig zu erwerben: Schon ab November soll es im Hause Löwenhaupt biologisch korrekt gemästet und kurz vor Weihnachten schließlich geschlachtet werden. Logisch, dass die Löwenhaupt-Kinder dem neuen Familienmitglied nicht nur den hippen Namen Auguste verleihen und ihm edle Wollpullover auf den Gänseleib stricken, sondern auch ziemlich kühne Ideen zur Schlachtungsverhinderung entwickeln!

So gehört es beispielsweise zu den Pro- Auguste-Aktivitäten, das Tier alsbald auf einem ähnlich weichen Matratzenlager nächtigen zu lassen wie „Die Prinzessin auf der Erbse“, die ihrerseits wiederum im Puppentheater Schaubude auf dem Vorweihnachtsprogramm steht (10.12., 10 und 11.15 Uhr, 11.-13.12., 10 Uhr, 14. und 15.12., 15 Uhr). In einem Schau- und Puppenspiel für Nachwuchszuschauer ab fünf wird anhand des Andersen-Stoffes „über die Suche nach dem richtigen Menschen an unserer Seite, über die Suche nach Liebe und nach Glück“ reflektiert, wie das Theater mitteilt. Wir sind natürlich gespannt, welche Argumente da wohl für die titelgebende Prinzessin sprechen, wenn man von ihrer Blaublütigkeit und ihrer Überempfindlichkeit gegen junges grünes Gemüse mal absieht.

Ein echter Saisonhit verspricht kurz darauf schließlich „Das kleine Wintermärchen“ – ebenfalls an der Schaubude – zu werden (17.12., 10 und 14 Uhr, 18.-20.12., 10 Uhr, 21. und 22.12., 15 Uhr). Denn hier arbeitet die Regie mit Figuren aus Eis! Inmitten eines zugefrorenen Brunnens lebt, singt und säuselt zwischen malerischen Eisblumen die Winterfee – womit der Theaternachmittag gleichzeitig eine hervorragende Kompensationsmöglichkeit darstellt, falls das reale Winterwetter mal wieder ausbleiben sollte. Der Pluspunkt an der Bühnenkunst – dem Illusionsgenre par excellence – bestand ja schon immer in seiner enormen Behauptungskraft gegen jedweden schnöden Realismus. Wenn Kinder diese Kreativ-Lektion dank Weihnachtsmärchen frühzeitig lernen, dürften sie tatsächlich schon beim nächsten Shakespeare sehnsuchtsvoll auf der Matte stehen!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false