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Kultur: Sehnsuchtstöne

Roman Trekel singt im Apollo-Saal der Staatsoper

An der Staatsoper, die sich gerne mit großen Stars schmückt, ist doch auch der Ensemblegedanke erstaunlich ausgeprägt. Als Hanno Müller-Brachmann seinen Schumann-Liederabend wegen Erkrankung absagen muss, zeigt sich, was Kollegialität ist: Roman Trekel springt kurzfristig ein, mit einem leicht veränderten Programm. Die beiden Liederkreise op. 39 und op. 24 hat er bereits mit seinem Pianisten Oliver Pohl auf CD eingespielt. Es sind tief romantische Vertonungen von Eichendorff-Texten, voller rauschender Wipfel, trunkener Liebessehnsucht, schauerlicher Waldgeschichten und wehmütiger Träume. Im zweiten Zyklus hat Schumann dann Heines etwas ironischere, gleichwohl immer noch sehr romantische Weltsicht in Musik gesetzt.

Trekel zeigt sich an diesem Abend im Apollo-Saal in Höchstform, scheint sich den untergründigen Schmerz der Lieder regelrecht anzueignen, und schießt doch dabei nie mit übertriebener Identifizierung übers Ziel hinaus. Besonders bei den abschließenden acht Brahms-Liedern zieht der Sänger sensibel die Zügel der Dynamik an, schattiert im gleichen Vers souverän vom Forte ins Piano. Sein dunkel-geschmeidiger lyrischer Bariton kommt an den kraftvollen Stellen am besten zur Geltung. Oliver Pohl begleitet ihn mit sanftem, differenziertem Anschlag. Doch gerät der Abend darüber in die Gefahr, fast zu glatt zu werden – und am Ende ist man froh um einen kleinen Fauxpas bei der Zugabe. Trekel stimmt zunächst ein anderes Lied an als sein Pianist. Das macht ihn erst recht zum Publikumsliebling. Udo Badelt

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