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Kultur: Sei mal erotisch!

Die Leuchtturmbesatzung ist spurlos verschwunden.Das behaupten jedenfalls drei Seeleute, die eigentlich Ablösung auf den abgelegenen Leuchtturm in Schottland bringen sollten.

Die Leuchtturmbesatzung ist spurlos verschwunden.Das behaupten jedenfalls drei Seeleute, die eigentlich Ablösung auf den abgelegenen Leuchtturm in Schottland bringen sollten.Einen wahren Opernthriller hat Peter Maxwell Davies mit seinem Einakter "Der Leuchtturm" geschrieben, der in einer Produktion der Neuen Opernbühne Berlin im Saalbau Neukölln Premiere hatte.Hat das apokalyptische Tier die Wärter geholt? Wurden sie von der Ablösung in Notwehr getötet und ins Meer geworfen?

Die Kostümbildnerin Tatjana Seiler hat die Seeleute in Marinemäntel mit übergroßen Krägen gesteckt, im Prolog nehmen sie brav die Mützen ab, wenn sie berichten, was sie gesehen haben.Dann werden die Geschehnisse nachgespielt.Der bigotte Arthur nervt durch sein religiöses Gehabe, Blazes prahlt mit seiner kriminellen Vergangenheit und Sandy, der jüngste, löst bei den anderen lange unterdrückte sexuelle Wünsche aus.

Diesem spannenden Psychodrama zeigt sich der Regisseur Alexander Paeffgen allerdings nur streckenweise gewachsen.Im Prolog gelingt es ihm, die drei Seeleute als verschworene Gemeinschaft zu zeigen.Hier herrscht Balance zwischen Naturalismus und behutsamer Stilisierung der Bühnenaktion.Die Szenen im Leuchtturm inszeniert er dann allzu brav am Text entlang.Höhepunkt der inneren Handlung ist Sandys laszive Ballade.Er merkt nicht, wie aufreizend sein Liebeslied auf die anderen beiden wirkt.Der Tenor Mark Adler steht dazu wie das Klischee eines Pin-Up ("Sei mal erotisch") an eine Leiter gelehnt, während Bariton Jörg Gottschick an einer Stuhllehne Onanierbewegungen vollführt.Keine Spur dabei von der Spannung, der Aggressivität zwischen den Personen.

Wenn dieses Treibhausklima nicht spürbar wird, bleibt der Ausbruch roher Gewalt am Ende unverständlich, es fehlt der dramaturgische Angelpunkt des Stücks.Der Anfang dieser Tenorballade liegt unbequem tief, später darf der Sänger keine Höhenangst haben.Mark Adler, schon lange kein Geheimtip mehr, bewältigt die Aufgabe bravourös, mit erotischem Schmelz in der Höhe und sicherer Tiefe sowie angemessener Aufregung in der Doppelrolle als Seemann.Jörg Gottschick bewegt sich als Blazes auf demselben Niveau, allenfalls sein Prahllied könnte in den Strophen etwas farbenreicher gestaltet sein.Gerhard Stephan gibt den bigotten Arthur zufriedenstellend.Die vierzehn Musiker im Graben werden vom Dirigenten Andreas Schüller zu abwechslungsreichem und vor allem rhythmisch präzisem Spiel animiert.Hier wird die Spannung erlebbar, die der Zuschauer auf der Bühne vermißt.

Wieder am: 7., 9.und 10.April, 20 Uhr.

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