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CD-Cover von Selah Sues Debüt-Platte.

© promo

Selah Sue live in Berlin: Komm, lass uns die Welt heilen

Selah Sue startete vor vier Jahren ihr Debüt. Ende März gibt es endlich einen Nachfolger. Im Berliner Astra setzte die belgische Sängerin auf Dezibelüberwältigung - und ein bisschen Esoterik.

Von Oliver Bilger

Eine Stimme wie die raue Unterseite von Knäckebrot, in den Höhen geschmeidig wie Mariah Carey, in der Tiefe heißer als Amy Winehouse: Es muss ein gutes Gefühl sein, zu wissen, dass man sich auf die Qualität seiner Stimme voll und ganz verlassen kann. Selah Sue kann das. Als die 25-jährige Belgierin im ausverkauften und stickig heißen Astra auf die Bühne kommt, entscheidet sie sich selbstbewusst, mit einer Ballade zu beginnen und nicht mit einem ihrer Hitsongs: „We start sad“. Dann aber muss sie doch lachen ob der jubelnden Massen.

In grünes Licht getaucht, singt sie – nur zu ihrer Akustikgitarre – „Mommy“, allerdings für ihren Vater zu „Daddy“ abgewandelt. Der Text ist, nun ja, ein bisschen profan, aber ihre Stimme füllt den Raum. Das Kompliment, das Publikum in Berlin sei „unbelievable“, ist ein bisschen vorschnell, aber Selah Sue scheint es ernst zu meinen. Sie lacht immer wieder herzlich und schüttelt ihre blonde Bienenstockfrisur. „Thank you for this crazy energy“, ruft sie und breitet beim Singen die Arme aus, als wollte sie das ganze Publikum umarmen.

Selah Sue setzt auf Dezibelüberwältigung

Die Songs, die sie gemeinsam mit ihrer vierköpfigen Band vorträgt, setzen dann sehr auf Dezibelüberwältigung – typisch für ihre Mischung aus Ragga und Funk, Dancehall und Soul. Die Gitarre wird bis zur Unkenntlichkeit mit Effekten überfrachtet. Das klingt mal wie ein Xylophon, dann wieder ist nur ein gewaltiges Wah-Wah-Pedal zu hören. Unterstützt wird die Band von einem DJ, der krachende Beats und Synthesizer- Soundteppiche verantwortet, was für die Rap- und Ragga-lastigen Stücke nötig ist.

Seit Selah Sues Debüt-Album sind vier Jahre vergangen. Nach einer EP vom vergangenen Jahr erscheint Ende März endlich der Nachfolger. An die neuen Sachen muss man sich noch gewöhnen, die Melodien sind weniger eingängig als die Hits „Crazy Vibes“, „This World“ oder ihr bekanntester Song „Raggamuffin“, den die Belgierin angeblich mit 16 innerhalb von zehn Minuten in ihrem Kinderzimmer geschrieben hat.

Als Selah Sue zum Abschluss eine ziemlich esoterische Ansage macht, in der sie ihr Publikum dazu aufruft, die Welt zu heilen, schreit irgendjemand in den hinteren Reihen „Du geile Sau“. Zeit, nach Hause zu gehen.

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