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Kultur: Sérgio Mendes

Diese Woche auf Platz 51 mit: „Timeless“

Die digitale Welt steckt voller Tücken. Wikipedia ist so ein Fall. Da gibt es schon mal einen ominösen Kennedy-Mörder. Oder auch iTunes, die Software für den iPod. Wenn man dort „Timeless“ einlegt, zeigt das Programm als Komponisten des ersten Stücks: Sérgio Mendes. Ein übler Fall von Daten-Pisa. Mendes ist eine Art brasilianischer James Last. Er hat mit seiner kunstvollen Easy-Going-Mucke im Schatten der Musikgeschichte Fantastillionen von Platten verkauft. Dass sein bekanntester Hit, „Mas Que Nada“, nicht von ihm selbst geschrieben wurde, sondern von Jorge Ben, das gilt, nicht nur in Brasilien, als Schulwissen.

Sérgio Mendes hat es selbstverständlich nicht nötig, sich mit fremden Liedern zu schmücken. In über vier Jahrzehnten sind ihm genug Ruhm und Geld zuteil geworden. Trotzdem wären, neben dem Software-Schwurbel, Zweifel auch bei der Identität des Interpreten angebracht. Stammt dieses Album von Sérgio Mendes featuring The Black Eyed Peas? Oder handelt es sich vielmehr um ein Album der Black Eyed Peas mit Stücken von Sérgio Mendes? Als strategische Allianz von Bossa Nova und Hip-Hop klingt es eher nach Letzterem. Dekoriert mit Gästen wie Stevie Wonder oder Justin Timberlake, wie aus der Marketing-Fibel. Hier wird jede Zielgruppe persönlich abgeholt und mit ein bisschen Bummtschack auf jugendlich dufte geföhnt.

Jorge Ben muss sich nicht grämen, dass dieser sterile, stromlinienförmige Adult Contemporary nicht seinen Namen trägt. Er ist im Übrigen daran gewöhnt, beklaut zu werden. Rod Stewards „Do Ya Think I’m Sexy“ ist lupenrein von seinem Song „Taj Mahal“ abgekupfert. Damals hat man ihm erst geglaubt, als er vor Gericht ging.

Ralph Geisenhanslüke

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