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Kultur: Shootingstars

Noch immer liegen einige der ganz besonderen Galerien Berlins ein wenig versteckt. Im Niemandsland zwischen Alexanderplatz und Holzmarktstraße, zwischen Wohnblocks und Supermärkten hat vor eineinhalb Jahren Isabella Bortolozzi ihre Galerie eröffnet.

Noch immer liegen einige der ganz besonderen Galerien Berlins ein wenig versteckt. Im Niemandsland zwischen Alexanderplatz und Holzmarktstraße, zwischen Wohnblocks und Supermärkten hat vor eineinhalb Jahren Isabella Bortolozzi ihre Galerie eröffnet. Zwar residiert die Johnen Galerie nur einen Eingang weiter, doch wirkt der kleine Ausstellungsraum mit dem Industrieboden und den Neonröhren deutlich abgerockter als die Nachbarschaft. „Radikale Arbeiten brauchen keine Hallen“, sagt die gebürtige Italienerin, die zu den wichtigsten Neuzugängen der letzten Jahre gehört. Das ließ bereits der Auftakt vermuten, den der 1939 geborene slowakische UFO-naut Július Koller bestritt – nicht nur weil Fragezeichen in seinem Werk im Zentrum stehen. Das Ungewisse, noch nicht gefestigte, ist der rote Faden im Programm der Galerie. Im weitesten Sinne widmet sie sich der Skulptur und vereint so unterschiedliche Künstler wie den Basken Ibon Aranberri oder Susan Philipsz, die mit einer Klangskulptur auch an der Berlin Biennale teilnimmt, und den amerikanischen Shootingstar Seth Price , der in der aktuellen Ausstellung eine Galeriewand zum Podest umfunktioniert. Darauf und daneben sind transparente Kunststofffolien arrangiert, die mit Bildern aus dem Internet bedruckt sind (22 000 Euro). Price, der zurzeit auch in der Kunsthalle Zürich und im Herbst in der New Yorker Galerie Petzel ausstellt, verwendet kunsthistorische Zitate – in der Installation bei Isabella Bortolozzi etwa die galoppierenden Pferde aus den Höhlen von Lascaux – und sampelt wie ein DJ Materialien aus Musik, Film und Literatur. In seinen Texten, Videos und Kunststoffabgüssen greift er Fragestellungen digitaler Techniken auf, etwa nach dem Wahrheitsgehalt von Bildern und ihrer Distribution. Um einen Eindruck der Ausstellung zu bekommen reicht es übrigens nicht, einen Blick ins Internet zu werfen. Die Seite www.bortolozzi.com zeigt nicht mehr als den Mann, der gerade die Homepage konzipiert (Schillingstraße 31, bis 6. Mai).

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Einen bereits eingeführten Ort hat dagegen die Galerie Arratiabeer für ihre Eröffnungsausstellung gewählt und mit der Performance „Fan Dance“ der Amerikanerin Patty Chang in den ehemaligen Galerieräumen von Mehdi Chouakri ihren Einstand gegeben (Holzmarktstraße 15 – 18, S-Bahnbogen 47, bis 6. Mai). Ein Video dokumentiert, wie ein Berliner DJ vor einer halbrunden Holzwand in der Galerie tanzt und dabei mit verschiedenen Farben beschossen wird. Anfangs sieht es nach Blutspritzern, am Ende nach Jackson Pollock aus und ist in jedem Fall sehenswert. Die Videos (Ed. 5) kosten 4160 Euro, zusammen mit der Wandinstallation 15 000 Euro.

Katrin Wittneven

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