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Kultur: Sind so kleine Wesen

Spannend und spektakulär: Luc Bessons Film „Arthur und die Minimoys“

Sie ist rothaarig, rotzfrech und gelenkig. Kann kickboxen, schwertfechten, nur schwimmen nicht; behauptet, Prinzessin und tausend Jahre alt zu sein; und sie zieht in den Kampf gegen den bösen Diktator Maltazard, der ihr Volk bedroht. Nein, sie ist nicht „Das fünfte Element“, das Kunstgeschöpf, das Bruce Willis einst durch die Zukunft begleitete. Prinzessin Selenia geht’s um die Gegenwart und das Land der millimeterkleinen Minimoys.

Hohe Erwartungen lasten auf Luc Bessons „Arthur und die Minimoys“ – weil er immer Überraschungen bietet, vom Unterwasser-Drama übers Science-Fiction-Spektakel bis zum Historienfilm und Pariser Liebesfilm in Schwarz-Weiß. Da birgt selbst ein Kinder-Animationsfilm Überraschungspotenzial, zumal bei der Vorgeschichte: Sieben Jahre Drehvorbereitung, 85 Millionen Euro Produktionskosten, damit ist „Arthur und die Minimoys“ der teuerste europäische Animationsfilm überhaupt. 5,5 Millionen Franzosen haben das Spektakel bereits gesehen, die vier Bücher, die Luc Besson über die Minimoys geschrieben hat, genießen „Harry Potter“-ähnlichen Kultstatus. Inzwischen gibt es Hörbücher, Bildbände und Computerspiele dazu – die Marketing-Maschine läuft auf vollen Touren.

In Sachen Tricktechnik setzt „Arthur und die Minimoys“, gemischt aus Animations- und Realfilmszenen, tatsächlich neue Maßstäbe. Drei Jahre lang haben die Designer allein an der Optik gebastelt. Es gibt liebevoll gebaute riesengroße Sets, in die sich perfekt animierte Figuren einfügen. Tatsächlich bewegen sich die Minimoys (in der deutschen Fassung sind Sprecher wie Nena und – zielgruppengerecht – Bill Kaulitz von Tokio Hotel dabei) wie Menschen. Schon die Fantasy-Stadt im „Fünften Element“ mit ihren fliegenden Taxis und metropolisähnlichen Hochhäusern war ein Set-Spektakel, doch die Unterwelt der Minimoys schlägt sie noch: eine gigantische Halle, in der der König residiert, Bergwerksstollen, durch die Verfolgungsjagden stattfinden, Naturwelten, die an Urwälder erinnern – ästhetisch eine Mischung aus „Herr der Ringe“ und „Mikrokosmos“.

Die Story? Der zwölfjährige Arthur (Freddie Highmore) macht bei seiner schrulligen Großmutter (sehr jung: Mia Farrow) Urlaub, die Eltern tingeln derweil durch die Welt, der Großvater, ein Afrikaforscher, ist eines Tages spurlos von der Bildfläche verschwunden. Nun steht der Gerichtsvollzieher vor der Tür, und Arthur hat nur 24 Stunden, um einen Schatz zu finden, den der Großvater versteckte. Auf der Suche nach Hinweisen gerät er, auf Millimetergröße geschrumpft, in das geheimnisvolle Land der großäugigen, fledermausohrigen Minimoys – und mitten in ihren Überlebenskampf.

Umweltkritisch ist die Botschaft: Die Minimoys, die die Welt von unten sehen, sind von Zerstörungen bedroht, die der Mensch in der Natur anrichtet – einmal überschwemmt eine von Arthur gebastelte Wasserleitung beinahe die ganze Stadt. Auch in der Sagenwelt bedient Besson sich großzügig: So muss Arthur wie König Artus ein Schwert aus einem Stein ziehen, der böse Maltazar hat sich durch den Kuss einer Hexe vergiftet, und die ach so emanzipierte Prinzessin Selenia kann wie Dornröschen nur durch einen Kuss erlöst werden. Spannend ist das zwar und technisch spektakulär. Doch die Themen dürfen durchaus erwachsen werden. Und das Genre Animationsfilm auch.

In 21 Kinos; OV Cinestar Sony-Center

Christina Tilmann

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