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Kultur: Sinnliche Klänge

Juilliard String Quartet mit neuer Besetzung im KammermusiksaalVON ISABEL HERZFELDMaßstäbe setzten die Interpretationen des New Yorker Juilliard-Quartetts seit seiner Gründung 1946, gerühmt für seine analytische Klarsicht bei ausbalancierter Emotionalität.Würde sich diese Qualität halten lassen, nachdem Primarius Robert Mann "sein" Ensemble nach fünfzig Jahren verließ?

Juilliard String Quartet mit neuer Besetzung im KammermusiksaalVON ISABEL HERZFELDMaßstäbe setzten die Interpretationen des New Yorker Juilliard-Quartetts seit seiner Gründung 1946, gerühmt für seine analytische Klarsicht bei ausbalancierter Emotionalität.Würde sich diese Qualität halten lassen, nachdem Primarius Robert Mann "sein" Ensemble nach fünfzig Jahren verließ? Streichquartett-Fans können aufatmen: Im Kammermusiksaal der Philharmonie zeigten die Juilliards sich in bewährter Bestform - die bei Gastspielen der letzten Jahre eher ins Wanken geraten war -, und das auf verblüffend "modernisierte" Weise.Joel Smirnoff, ans erste Pult vorgerückt, setzt eigene Akzente mit schlankem Ton und erschließt mit sparsamem Vibratogebrauch neue Differenzierungsmöglichkeiten.Schon Mozarts A-Dur-Quartett KV 464 erklingt so in ungeahnter Sensibilität, in der scharfe Kontraste sich plausibel abheben.Eine Perle das "Andante con variazioni", in dem nach dunklen Moll-Schatten voll explosiver Cello-Leidenschaft (Joel Krosnik) sich Samuel Rhodes mit herber Bratsche und der neue zweite Geiger Ronald Copes feinziselierte Motive zureichen.Der groß ausschwingende Atem, genaueste Phrasierung, besinnliche Zäsuren kennzeichnen stets das gemeinsame Spiel.Mit soviel Ruhe können die Juilliards auch Anton Weberns "Fünf Sätzen für Streicherquartett" op.5 zu Ausdruckskraft verhelfen: Plastisch heben sich die einzelnen Gesten - ein zartes Seufzen, zerrissenes Aufbegehren, - voneinander ab und fügen sich zur spannenden Dramaturgie. Der sinnliche Schönklang ist Beethovens spätem B-Dur-Quartett op.130 abhanden gekommen.Die Bewegung wird auf die Spitze getrieben, etwa im schattenhaft vorbeihuschenden Presto.Der bloßgelegte Rhythmus gibt auch der "Danza alla tedesca" Humor.Voll mit Emotion die langsame "Cavatina" in ganz wenigen Schwelltönen, der die vibratolose Nachdenklichkeit gegenüber steht.Das erschließt auch der hier als Finale gewählten "Großen Fuge" op.133 neue Nuancen: kein Kampf mit glücklichem Ausgang, sondern reiner Geist, reine Struktur, die an Modernität Webern in den Schatten stellt.

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