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Grunge lebt. Die Smashing Pumpkins mit Frontmann Billy Corgan (Glatze).

© Trinity Music

Smashing Pumpkins in Berlin: Jaul, quengel!

Die Smashing Pumpkins im Kesselhaus.

Billy Corgan ist ganz gut durch die Jahre gekommen, der mal mehr, mal weniger charismatische Vorturner der amerikanischen Grunge- und Alternative-Rock- Band Smashing Pumpkins. Frisch wirkend und gut gelaunt steht er am Sonntagabend auf der Bühne des Kesselhauses der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg, graues Slim-Fit-Hemd, ein bisschen mehr Speck auf den Hüften, glatzköpfig wie eh und je. Klar, es sind nicht mehr die Zehntausender-Hallen, die die Smashing Pumpkins füllen. Aber die neunziger Jahre sind eben lange her, auch musikalisch, Corgan hat in den nuller Jahren seine Band aufgelöst und wieder revitalisiert, wie so viele Helden von damals. Sowieso soll das hier nur ein Clubkonzert sein, ein Probelauf für das Ende dieser Woche erscheinende neue Pumpkins-Album „Monuments to an Elegy“.

Trotzdem müssen natürlich die alten Hits und Hymnen gespielt werden: „Tonight, Tonight“ oder „Disarm“, „Bullet with Butterfly Wings“ mit der Eingangszeile „The World is a Vampire“ und auch „Zero“ mit diesem herrlich schwachsinnig-vielsagenden Refrain: „Emptiness is loneliness, and loneliness is cleanliness, and cleanliness is godliness, and god is empty just like me“. Es ist dann sofort wieder da, dieses sämige Smashing-Pumpkins-Gefühl, diese Mischung aus passioniertem Weltschmerz und folgenloser Revolte. Mit seinen neuen Band- und Tourkollegen (der Drummer ist von Rage Against The Machine, der Gitarrist von den Killers) bekommt Corgan das gut transportiert: Alles rockt, alles geht straight nach vorn, und der Sound stimmt auch.

Dumm nur, dass Corgan, der noch nie an Minderwertigkeitskomplexen litt, immer wieder meint, den Gitarrenvirtuosen geben zu müssen, genau wie der Killers-Mann. Nach den Hits kommen lange Instrumentalstücke, immer wieder packen die Herren ihre Gitarren unten am Körper und heben sie in die Luft. Oft ist es nur ein ödes David-Gilmour-Joe-Satriani-Gejaule und -Gequengel. Sonic Youth durften das, als es sie noch gab, hier wirkt das peinlich und überflüssig.

Immerhin: Die neuen Songs sind gut, Stücke wie „Drum & Fife“ oder „Being Beige“ (nein, so alt ist Corgan noch nicht!) würden auf jedem Pumpkins-Album der Neunziger eine gute Figur machen. Wäre jetzt 1995, wir wären begeistert und Kurt Cobain sofort vergessen. Was gleichzeitig das Problem ist: Die Smashing Pumpkins klingen nicht wie Musik zur Zeit, sondern wie gute alte melodiöse Grunge-Rock- Songs. Die brauchen vielleicht weitere zwanzig Jahre, um wieder in ihrer ganzen Größe und Frische und Einzigartigkeit goutiert werden zu können. Corgan arbeitet daran: Im Frühjahr soll schon das nächste Pumpkins-Album erscheinen, „Day For Night“.

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