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So kann’s gehen: Darf ich andere korrigieren?

Das gleiche Haus ist nicht dasselbe Haus. Diesen Unterschied gibt unsere Sprache her.

Das gleiche Haus ist nicht dasselbe Haus. Diesen Unterschied gibt unsere Sprache her. Das wird leider nur allzu oft ignoriert und führt auch zu Missverständnissen. Darf ich meine Gesprächspartner korrigieren? Oder klingt das besserwisserisch? Ist dieser Sprachunterschied vielleicht altmodisch geworden?

Dass sich jemand präzise ausdrückt, ist leider keine Selbstverständlichkeit. Nicht jeder findet Freude an intensiver Auseinandersetzung mit Sprache, wie Sie das vielleicht tun. Je genauer man sich ausdrückt, desto eher vermeidet man Missverständnisse, aber auch dafür hat nicht jeder Sinn. Insofern ist Ihre Furcht, eine Korrektur könne besserwisserisch klingen, durchaus berechtigt. Wenn Sie Freude am Fabulieren haben, mögen Sie sich vielleicht eine kleine Geschichte ausdenken, in der es wirklich essenziell wichtig ist, dass dieser Unterschied gemacht wird: Die Feuerwehr muss in dasselbe Haus kommen, in dem gestern schon mal ein Brand ausgebrochen ist, und nicht in das gleiche Haus, das zwar so gebaut und so angestrichen ist, aber ein paar Nummern weiter in derselben Siedlung steht. So wird Ihr Anliegen anschaulich gemacht. Dann kommt die Korrektur ganz freundlich rüber.

Es ist wichtig, nicht so triumphierend zu wirken à la „Ich bin aber viel schlauer als du“. Wählen Sie am besten etwas aus dem Erlebnisbereich der Freunde oder Bekannten, die Ihnen mit der mangelnden Unterscheidungsfähigkeit am meisten auf die Nerven gehen. Da ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es gut haften bleibt, weil die Betroffenen noch eine Weile drüber nachdenken.

Schade, dass es immer so viel Mut kostet, andere zu korrigieren, dass die Leute so leicht eingeschnappt sind. Es ist doch eigentlich gut, wenn man etwas lernt. Wer für diese Möglichkeit offen ist, hat den ersten Schritt zur Weisheit schon getan.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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