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So kann’s gehen: Darf ich mich zu Fremden stellen?

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder

Ich gehe des Öfteren zu Vorträgen, bei denen vorab und im Anschluss die Möglichkeit zu kleinen Gesprächen besteht. Darf ich mich zu einer Gruppe dazustellen, die sich unterhält und in der sich die Leute untereinander kennen, oder sieht dies sehr aufdringlich aus?

Wer zu einer öffentlichen Veranstaltung geht, öffnet sich damit ja auch für mehr als nur private Kontakte. Natürlich ist es nicht unhöflich oder gar aufdringlich, sich zu einer Gruppe dazuzustellen. Ich kann aber verstehen, warum Sie diese Frage stellen. Steht einmal ein Grüppchen zusammen, womöglich noch alte Bekannte, schließen sie die Schultern aneinander und nehmen unter Umständen gar nicht wahr, dass sich jemand dazustellen möchte. Das halte ich für extrem unhöfliches, auch kontraproduktives Verhalten. Wer zu einem Vortrag geht, will ja etwas lernen. Unter Umständen sind nicht nur die Ausführungen des Vortragenden interessant, sondern auch die Einschätzungen von anderen Zuhörern. Insofern ist es immer richtig, Umherstehende von sich aus in einen Gesprächskreis einzuladen, wenn man selber das Glück hatte, schon Bekannte getroffen zu haben. Sobald man spürt, dass sich jemand vorsichtig dem Kreis nähert, sollte man eine Lücke schaffen.

Sich dazuzustellen, verlangt Mut und kommunikatives Talent. Wenn Sie sich mal unsicher fühlen in einer solchen Situation, denken Sie daran, dass Sie den anderen auch ein Angebot machen, indem Sie Gesprächsbereitschaft signalisieren. Sie geben damit anderen eine Chance, von Ihrem Wissen zu profitieren. Vorträge bieten immer die Möglichkeit, Gleichgesinnte kennenzulernen. Die Menschen sind zwar so gestrickt, dass sie sich gern im vertrauten Kreis verstecken. Aber viele freuen sich dennoch über die Chance, neue Bekanntschaften zu knüpfen. Sie warten halt nur auf jemanden, der die Initiative ergreift.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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