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Kultur: So quält der Klang

Vermutlich sieht so der Alptraum eines Musikers aus: In der hochgespannten Atmosphäre eines ausverkauften Konzertsaales betritt der Solist das Podium, setzt an - und der erste Ton geht kläglich daneben.Beim Konzert des Amsterdamer Barockorchesters mit dem Celisten Yo-Yo Ma wird dieser Alptraum Wirklichkeit, ohne daß das allerdings die Beteiligten sonderlich zu stören scheint.

Vermutlich sieht so der Alptraum eines Musikers aus: In der hochgespannten Atmosphäre eines ausverkauften Konzertsaales betritt der Solist das Podium, setzt an - und der erste Ton geht kläglich daneben.Beim Konzert des Amsterdamer Barockorchesters mit dem Celisten Yo-Yo Ma wird dieser Alptraum Wirklichkeit, ohne daß das allerdings die Beteiligten sonderlich zu stören scheint.Fünf kurze Bach-Stücke hat Ton Koopman, der Leiter des Ensembles, für Cello und Orchester bearbeitet, darunter die berühmte "Air" aus der dritten Ouvertüre und die Arie "Erbarme dich" aus der Matthäus-Passion.Das Ergebnis hätte im besten Fall eine halbe Stunde unspektakuläres Easy listening abgeben können, doch Ma intoniert seine schlichten Kantilenen derart windschief, daß das Hören zur Qual wird.Mehr noch, das ganze pseudospirituelle Konzertritual wird zur Farce, zumal der ölig näselnde Stahlsaitenton Mas ohnehin nicht mit den Darmsaitentönen der übrigen Musiker zusammenstimmt, das Klangergebnis zwangsläufig hybrid bleibt.Luigi Boccherinis G-Dur Cellokonzert nach der Pause gelingt marginal besser.Vor allem dem langsamen Satz kann Ma schöne Klangnuancen entlocken, in den virtuoseren Ecksätzen greift er allerdings auch empfindlich daneben.Gerahmt wird das Programm durch Mozarts frühe A-Dur Sinfonie und eine Suite aus Rameaus Oper Dardanus, beides ereignislos dargeboten: Rameaus Tanzsätze kommen mit betulichen Tempi ohne rhythmische Kraft daher, und Mozart kann nirgends seine schwebende Grazie ausbreiten.

JÖRG KÖNIGSDORF

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