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Sommer-Serie: Nicht ohne meine Havaianas

Wenn einer eine Reise tut, dann nimmt er ein paar Sachen mit, auf die er nicht verzichten mag. Eine kleine Sommer-Serie über das Rüstzeug des mobilen Menschen.

Weiß gar nicht, wann das angefangen hat, die Lust aufs Reisen mit leichtestmöglichem Gepäck. Vielleicht schon vor langerlanger Zeit, als ich nach Monaten in Mexiko, hier beklaut und dort vergesslich, in nicht viel mehr als eine zerlumpte Decke gehüllt in Zürich-Kloten aus dem Flugzeug stieg. Es war Anfang April und kalt. Ich fand’s cool. Meine Mutter weniger.

Inzwischen nehme ich schon vorm Abflug wenig mit, wenn ich in Länder reise, in denen die Leute wenig haben. Natürlich ist das romantisch und wahrscheinlich irgendwie postkolonialistisch, meine Kreditkarte ist schließlich gültig und auch der Internet-Bestätigungsfetzen, den ich statt des Rückflugtickets bei mir habe, und der Pass sowieso. Trotzdem.

Havaianas – nein, nicht Flipflops, nicht dieses Klappklapp und Schlippschlapp, da tönt die brasilianische Version doch viel schöner – habe ich erst vor ein paar Jahren entdeckt, als die legendären Espadrilles ganz aus der Welt verschwunden waren. Schön leicht, die Zehentrenner, wie der Fachhandel sie nennt, und aus Gummi so strand- wie asphalttauglich, Laufzeug für alle zwischen den Wendekreisen des Baumfroschs und des Papageis. Und so was von unverwüstlich, fast so unverwüstlich wie meine Füße.

Erst hatte ich meine Havaianas vor Reisen in die wärmere Ferne immer zusammen mit soliden Sandalen im Gepäck. Später ließ ich die Sandalen weg, und seit einiger Zeit lasse ich mein bisschen Nordzeug immer in einem Hotel in der Ankunftsstadt zurück, die europäischen Anreise-Sneakers inklusive. Extra-Gepäckchen für den Gepäckraum: Kann ich alles abholen, wenn ich wiederkomme am Vorabend des Rückflugs, wiederkomme zur großen Zurückverkleidung.

Zwischendurch die Havaianas, am liebsten wochenlang. Sind nichts Festeres. Aber geschmeidig. Verletzlich bin ich damit auch, aber frei. Wenn ich dann die Sneakers wieder überstreife, bin ich mein eigener Hufschmied, die Sohlen wie Eisen um die eingeschlossenen Füße. Ich sag’s ja: romantisch. Und trotzdem.

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