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SOMMER Spiele (Finale): Das Eis ist heiß

Ob Rituale auf Reisen oder ein Hobby in der schönen Jahreszeit: Sommerspiele müssen nicht stets olympisch sein. In den Ferien erzählten wir hier alle paar Tage von einem saisonalen Lieblingszeitvertreib.

Nein, wir reden in diesem tollen Sommer nicht übers Wetter, und über die Hitze zu klagen geht schon gar nicht. Nicht in unseren nordischen Breiten, wo wir sonst die Sonnentage zählen. Aber zum Preis der Sonne gehört auch das Lob des Schattens.

Was gibt es nicht alles für schöne Schattenspiele. Sogar die Liebe im Schatten ist meist stärker als die im geheimnislosen Licht. Die Sonne und die Hitze sind auch ein reißendes Tier, das hat Albert Camus (und haben viele andere) bis hin zum scheinbar sinnlosen Mord in der gnadenlosen Helle des Mittags beschrieben. Auch jenseits des Zenits ist der Mensch freilich ein zwielichtiges, ambivalentes Wesen. Erst treibt ihn das Verlangen nach Sommer und Sonne, doch zugleich lockt der Gegenpol. Keep cool in the heat, das ist das Ideal. Der Hausaltar des Sonnenanbeters ist der Kühlschrank.

Mit Dankesschweiß auf der Stirn spielen viele in diesen Tagen das: Hitzevertreiben. Dafür zu simpel, zu unökologisch, zu überflüssig (zumindest in Deutschland) ist eine Klimaanlage. Natürlichere Spielmittel sind: Badengehen, Eis essen, Gekühltes trinken, skandinavische Krimis lesen, sich in die kalte Badewanne legen, feuchte Betttücher oder eine Höhle im Wald. Medizinisch Vorgebildete empfehlen, besser warm statt zu kalt zu trinken, aber nur Laues im Glas, wem schmeckt das schon in der Schwüle einer tropischen Sommernacht.

Es geht bei dem Spiel ja um diese Momente, in denen nach Bad und Bier und Brause selbst bei Durchzug kein natürlich kühlender Hauch sich mehr regt und die Luft um uns steht wie eine Wand. In denen man glaubt, nur noch bewegungslos flach atmen und autosuggestiv etwas Pulsdämpfendes denken zu sollen (aber was?!).

Ein Freund rät zu einer archaischen Variante: das Gesicht auf einen Stein legen. Am besten auf Marmor, der kühlt so schön. Das fühlt sich indes an wie in der Morgue. Leichensteinkalt. Mir auch zu hart. Ein anderer Freund hat eine viel smartere Idee. Man nehme eine größere Packung eingeschweißtes Kühleis, wie man sie für ein paar Euro im Getränkehandel, bei Caterern oder Spezialisten (mit Lieferung nach Hause) bekommt, und lasse das kalte Teil einfach von einem Zimmerventilator anblasen. Die Eisfüllung halte mindestens einen Tag und eine Nacht, sie ersetze so umweltschonend wie preiswert eine Klimaanlage. Ich werde diesen Trick demnächst ausprobieren. Ab 35 Grad im Schatten, wann sonst.

Hiermit endet unsere Serie. Erschienen sind: Dreischönstesachenbücher (23.6.), Sandburgenbauen (26.6.), Wolkengucken (2.7.), Pingpongspielen (4.7.), Wörterverdrehen (7.7.), Minigolfen (10.7.), Lianeschwingen (12.7.), Amerikanerausspionieren (14.7.), Spätschlafengehen (18.7.), Kirschkernspucken (21.7.), Muschelnsammeln (25.7.) und Wassertreten (30.7.).

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