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Kultur: Sommer Theater

Eine

von Christiane Tewinkel

Es ist eine Einladung zum Spekulieren. Hätte Nike Wagner vor einigen Jahren, als sie selbst sich um die Nachfolge auf dem Grünen Hügel bemühte, wohl auch das Subventions-Aus für die Bayreuther Festspiele gefordert, so wie sie es jetzt in „Cicero“ tut? Es sei schwerlich einzusehen, sagt die Wagner-Urenkelin und Intendantin des Weimarer Kunstfestes „Pèlerinages“, dass „das auf Jahre hinaus überbuchte und risikofrei arbeitende Haus weiterhin Millionen öffentlicher Gelder erhält“. Lieber sollten die Kartenpreise erhöht und die Gelder anderweitig verwendet werden, „für bedürftigere kulturelle Institutionen, Festivals und Städte“. Und wäre Nike Wagner wohl ähnlich argwöhnisch gegenüber den „geist- und kunstfernen Spektakelaspekten und Medienstrategien“, wenn sie fest daran glaubte, dass viele Wege nach Rom, ergo auch zur Oper führen, unter anderen genau jenes Spektakelhafte, Aufgeblasene des Bayreuther Umfelds – für das nicht nur Steuersummen herangezogen werden, sondern auch Sponsorengelder?

Wäre sie zweitens genauso kritisch, wenn sie aus lauterem Altruismus spräche und ihre Einlassungen nichts damit zu tun hätten, dass ihr Onkel Wolfgang Bayreuth auf Lebenszeit regiert, und zwar anders, als es ihr Vater Wieland oder sie selbst es je im Sinn gehabt hätten? Wenn sie drittens nicht zu einem Clan gehörte, der, seit Richard und Cosima ihre Kinder Eva, Isolde und Siegfried nannten, Kunst und Leben unentwirrbar miteinander verknotet? Bayreuth ist eigener turf für Nike Wagner und dann auch wieder terra prohibita; dass sie der vielfach kritisierten Bayreuther Führungsriege nicht auch noch die staatliche Unterstützung im Großformat gönnt, ist so verständlich wie die Tatsache unübersehbar, dass auch sie ihren Familiennamen nutzt, um öffentlich argumentative Stricke drehen zu können.

Ansonsten trifft ihre Kritik ins Schwarze. Bayreuth käme sicherlich mit geringeren Subventionen aus, so wie jedes andere temporäre Musikspektakel auch. Weil sie keinen festen Spielbetrieb haben, sind Festivals weniger bedürftig als große Häuser, die bis zu neunzig Prozent Zuwendung brauchen. Das weiß hinwiederum niemand so gut wie Nike Wagner selbst. Ihr Weimarer Kunstfest wird zu über fünfzig Prozent aus öffentlichen Geldern gespeist.

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