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Sommerkultur: Euphorie, grenzenlos

Die Open-Air-Saison beginnt mit dem Sputnik Spring Break Festival bei Bitterfeld, setzt sich fort mit Melt! und Splah in Ferropolis. Und das La Pampa ist noch ein Geheimtipp.

Eben wanderten noch die Laserstrahlen durch den Nachthimmel und über die gewaltigen Schaufelradbagger, spiegelten sich die Scheinwerfer im Stausee. Nun reflektieren schon die ersten Sonnenstrahlen in den Ray-Ban-Brillen der Tanzenden. Kurz setzt der DJ den Beat aus, die Menge reckt unter Jubelrufen die Arme, dann geht es weiter. Beim Melt!-Festival in Ferropolis endet die Party erst um sieben. Für die einen ist es das Grauen: Drängende Menschenmengen, Zelten im Schlamm, und die Künstler sind eh zu weit weg um was zu sehen. Für die anderen ist es der Höhepunkt des Jahres: Open-Air-Festivals versprechen die Befreiung der Grenzen von Körper, Kopf und Alltag, das Loslassen und Aufgehen in gemeinschaftlicher Euphorie. Die Saison 2010 beginnt mit dem vom Jugendsender des MDR veranstalteten Sputnik Spring Break Festival auf der Halbinsel Pouch bei Bitterfeld vom 21. bis 23. Mai, mit Konzerten der Fantastischen Vier und The Prodigy. Zumindest räumlich nicht weit entfernt werden Metal- und Hardcore-Anhänger vom 2. bis 4. Juli beim With Full Force Festival auf dem Flugplatz Roitzschjora von Slayer oder Cannibal Corpse beglückt. Ende Juli kommen im Gefolge alter Granden wie Missy Elliot und Wu Tang Clan die deutschen Reimguthüter Blumentopf zum Hip-Hop- und Reggae-Festival Splash! Seit vergangenem Jahr findet es wie das Melt! auf dem Gelände des ehemaligen Braunkohletagebaus Golpa Nord bei Dessau statt. 1995 eröffnete hier das Freilichtmuseum Ferropolis mit seiner spektakulären Sammlung alter Industriefossilien mit so klangvollen Namen wie Eimerkettenschwenkbagger und Raupensäulenschwenkbagger. Es ist die passende Kulisse, um die neuesten musikalischen Entdeckungen zu feiern. Das Melt!, 1997 gegründet, wurde schnell zum europaweiten Geheimtipp, mit einem ausgezeichnet kuratierten Programm, das oft als erstes Trends aufgreift und mitprägt. Von Beginn an wurde hier die Verbindung von elektronischer Musik und Indierock verfolgt, die heute selbstverständlich ist. DJs werden hier gefeiert wie Rockbands, und nicht selten drängt sich die Menge weniger bei den Stars als vor den kleineren Bühnen, wo Newcomer spielen. Delphic und The XX versprechen mit ihren ersten deutschen Festivalauftritten besondere Momente. Headliner sind Massive Attack und Tocotronic. Letztere beehren eine Woche zuvor das Festival La Pampa in einem Freibad bei Görlitz. Hier werden eher intime Indie-rock-Klänge gepflegt wie von der Berliner Post-Rock-Band Lonski & Classen und Get Well Soon. Mit erwarteten 3000 Gästen zählt das La Pampa in seinem dritten Jahr noch zu den Geheimtipps.

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