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Kultur: Sommernachtstraum

Der milde Sommerabend tauchte das Ensemble der Friedenskirche in italienisches Licht.Doch grünbemützte Polizisten an allen Zugängen holten den zu Träumereien geneigten Besucher unsanft in die Gegenwart zurück.

Der milde Sommerabend tauchte das Ensemble der Friedenskirche in italienisches Licht.Doch grünbemützte Polizisten an allen Zugängen holten den zu Träumereien geneigten Besucher unsanft in die Gegenwart zurück.Ministerpräsident Manfred Stolpe selbst hatte es sich nicht nehmen lassen, die 8.Musikfestspiele Potsdam Sanssouci zu eröffnen.Er tat es mit dem Hinweis auf die Verdienste der Parkfestspiele, die seit 1955 am selben Ort ausgerichtet wurden.Als glänzend erwies sich dann das Eröffnungsprogramm, das, kunstvoll um das diesjährige Festspiel-Thema "Preußen - Krieg - Frieden" komponiert, Beethovens "Eroica" in der 34köpfigen Besetzung vorstellte, in der sie, noch vor den ersten öffentlichen Aufführungen, mit Beethoven am Fortepiano im Wiener Palais seines Gönners, des Fürsten Lobkowitz erklungen war.Den stärksten Unterschied zum gewohnten Klangbild bildete in der belebten aber nie äußerlich brutalen Wiedergabe von Concerto Köln nicht etwa die recht diskrete Klavierbegleitung, sondern das starke Hervortreten des Baßfundaments mit seinen machtvoll brummenden Kontrabässen sowie der Bläserstimmen im allgemeinen.Mit Othon Joseph Vandenbroeks Pariser Sinfonie "Der Sturm auf die Bastille" brachte Concerto Köln einen alten Bekannten aus seinem Repertoire mit, den das Ensemble auch auf CD eingespielt hat.Die berührend schön gespielten, wehmütigen Hornstimmen im langsamen Mittelsatz verrieten die intime Vertrautheit des Ensembles mit dem Werk, das insgesamt weniger programmatisch ist, als der Titel vermuten läßt.Mit den vier kurzen Nummern der Schauspielmusik Beethovens zu Friedrich Dunckers Drama "Leonore Prohaska" huldigten die Festspiele einer Tochter der Stadt, die in Männerkleidern an den Befreiungskriegen teilnahm und fiel.Zarter, als man sich so eine Frau denkt, sang Johanna Stinnez zur Harfenbegleitung Julie Pallocs die feine Romanze der Leonore, sprach Rita Feldmeier zu den Sphärenklängen der Glasharmonika Bruno Kliegels ihr Melodram.

BRORIS KEHRMANN

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