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Kultur: Sommerregen

Christina Tilmann über Salzburgs neuen Kunstskandal Es ist Sommer, es ist Festival, und alle Brünnlein Salzburgs rauschen. Auch eine neu geschaffene Fontäne sprudelt fleißig: Ein Kunstwerk, das die österreichische Künstlergruppe Gelatin ursprünglich vor dem Rupertinum, dem Salzburger Museum für moderne Kunst unweit des Festspielhauses, aufstellen wollte.

Christina Tilmann über Salzburgs neuen Kunstskandal

Es ist Sommer, es ist Festival, und alle Brünnlein Salzburgs rauschen. Auch eine neu geschaffene Fontäne sprudelt fleißig: Ein Kunstwerk, das die österreichische Künstlergruppe Gelatin ursprünglich vor dem Rupertinum, dem Salzburger Museum für moderne Kunst unweit des Festspielhauses, aufstellen wollte. Doch Vorsicht: Die Skulptur „Arc de Triomphe“ zeigt eine nur mit Tennissocken bekleidete männliche Figur, aus deren erigiertem Penis fröhlich Wasser spritzt. „Skandal“, schrien die österreichischen Medien, die österreichischen Politiker, das österreichische Publikum. Und Gelatins Skulptur wurde in einer Nacht und Nebel-Aktion schamhaft erst mit einem Holzdach umhüllt und dann in den Innenhof des Rupertinums versetzt. Es ist Sommer, es ist Festival, und alle Blätter rauschen.

Der nackte Mann und das Meer: Zum Wasser hat die wegen ihrer provokanten Aktionen international bekannte Künstlergruppe, die Österreich auf der letzten Biennale in Venedig vertrat, eine besondere Beziehung. In Vorbereitung des Venedig-Auftritts inszenierten sie im Sommer 2001 Happenings, bei denen Teilnehmer sich von Venedigs Brücken in Venedigs Kanäle fallen ließen. Erschrockene Passanten, die an einen Unfall glaubten, sprangen zur Rettung nach. Einen kräftigen Schluck schleimigen Lagunenwassers wird so mancher von der ersten Berührung mit der Kunst davongetragen haben. Gesund war die Aktion ganz sicher nicht.

Dagegen kann sich Salzburg glücklich schätzen. Ist doch anzunehmen, dass das Brünnlein zumindest klares Gebirgswasser von sich gibt. Und sollten die tropischen Temperaturen im Süden weiter anhalten, wird sich mancher empörte Bürger vielleicht den erfrischenden Quell noch zurückwünschen. Zugegeben, die Skulptur ist hässlich, sie ist vielleicht auch nicht sonderlich geschmackvoll. Zum Skandal jedoch, und dazu, wieder einmal die „Freiheit der Kunst“ gegen den Ein- und Übergriff der Politik verteidigen zu müssen, taugt die Aktion, die auf das in Brüssel von den Touristen und Einwohnern heiß geliebte „Männeken Piss“ zurückgreift, sicher nicht. Ein kräftiger Sommerregen, und die gewitterschwüle Aufregung dürfte sich gelegt haben. Denn immerhin: Es ist Sommer, es ist Festival . . .

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