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Kultur: Sonde im Zentrum

Alle ziehen nach Berlin. Nun auch die renommierte Zeitschrift "Neue Rundschau", die 1890 vom Verleger Samuel Fischer hier gegründet wurde.

Alle ziehen nach Berlin. Nun auch die renommierte Zeitschrift "Neue Rundschau", die 1890 vom Verleger Samuel Fischer hier gegründet wurde. "Ein Ohr am Puls der Hauptstadt haben" wolle er für den S. Fischer Verlag, sagt der designierte Alleinherausgeber Martin Bauer, der ab Oktober in die Berliner Verlagsräume zieht.Martin Bauer, bis dahin weiter Cheflektor fürs Fischer-Taschenbuch, gibt die Zeitschrift noch zweimal im alten Trio heraus, gemeinsam mit Helmut Mayer und Uwe Wittstock. Ab Januar 2000 ist die "Neue Rundschau", die sich mit Beiträgen aus Philosophie und Literatur ihren Ruf erwarb, Bauers Berliner Projekt für den Verlag. "Wichtig für die Zeitschrift ist einerseits, mit dem Mutterhaus in Frankfurt am Main verbunden zu sein, und zugleich mehr zu sein als eine Zeitschrift, die die Programmentwicklung in der S. Fischer-Gruppe abbildet", erklärte Bauer gegenüber dem Tagesspiegel. Es sei ein besonderer Wunsch des Verlags, eine "Sonde in Berlin" zu haben, wo die Voraussetzungen, vom "Großexperiment Berlin" zu profitieren, verlockend sind. "In Berlin formieren sich neue Kraftfelder und Milieus", sagt Bauer, "auch für die Programmgenese unseres Hauses hat das sicher Konsequenzen." Aus der Wechselwirkung zwischen dem aktuelleren Medium Zeitschrift und dem langsameren Buchproduzieren erhofft sich der Verlag Inspiration.Die konzeptionellen Gespräche zur Gestaltung der neuen "Neuen Rundschau" sind indes noch nicht abgeschlossen. So steht auch offenbar noch nicht fest, wie groß die Berliner Redaktion sein wird und ob oder was sich hinsichtlich Erscheinungsfrequenz und Auflage verändern wird. Den Machern geht es im Augenblick um das Ermitteln einer "optimalen Infrastruktur" zwischen Frankfurt und der Hauptstadt. Eines jedoch scheint gewiß: Mit dem Entsenden eines seiner besten Leute als Alleinherausgeber nach Berlin setzt der Verlag ein starkes Zeichen. Und noch eins scheint sicher: An dem Gerücht, das auch schon einmal kurz nach dem Fall der Mauer auftauchte, der gesamte S. Fischer Verlag wolle in die Hauptstadt umziehen, ist - im Moment - nichts dran. "Das hatte sich schon damals rasch als unsinnig erwiesen", erinnert sich Martin Bauer.

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