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Politrap mit Humor. Die Berliner Rapperin Sookee.

© Eylul Aslan

Sookee live in Berlin: Queere Tiere unterm Aluhut

Die Berliner Rapperin Sookee hat mit einer energetischen Performance im Kreuzberger SO36 ihr neues Album "Mortem & Makeup" vorgestellt.

Wie war das damals in Disneys „Das Dschungelbuch“? Der Menschenjunge Mogli ist glücklich mit seinem unkonventionellen Leben, hängt mit seinen tierischen Freunden Balu und Baghira im Dschungel ab und hat eine gute Zeit. Doch dann hört er ein Mädchen davon singen, wie der Vater im Wald jagt und die Mutter zu Hause kocht. Und wie sie eines Tages einen attraktiven Mann haben wird, mit dem das genauso abläuft. Die Fremdbestimmung ruft. Mogli ist hin und weg, Balu sauer, die Konvention hat gewonnen.

Das ernüchternde Ende des Zeichentrick-Klassikers hat Sookee motiviert, den Song „Who Cares“ zu schreiben. Darin geht es um faule Männer und um Hausfrauen, die auf ihrem Besen einfach davonfliegen und nie mehr wiederkommen. Das Lied ist vom aktuellen Album „Mortem & Makeup“, das die queerfeministische Rapperin jetzt bei zwei ausverkauften Konzerten im SO36 vorgestellt hat.

Seit Jahren setzt sich die selbsternannte „Quing of Berlin“ gegen Homophobie im Hip-Hop ein, gegen Rassismus, Sexismus und Intoleranz. Mit ihrem neuen Album wollte sie auch Menschen außerhalb der feministischen Szene erreichen. Das scheint geklappt zu haben: Das Publikum ist deutlich heterogener als beim Berliner Konzert der „Purple Velvet“-Tour vor drei Jahren. Auf der neuen Platte vereint Sookee ihre gewohnt kritischen Inhalte mit hochwertig produzierter Musik. Die Beats mögen zwar nicht immer die innovativsten sein, aber zum fremdschämen sind sie auch nicht – und was an technischer Raffinesse fehlt, macht Sookee während des anderthalbstündigen Auftritts mit ihrem hohen Energielevel wett.

Beim Hit „Augen zu“ ist Kobito dabei

Los geht es mit der Selbstermächtigungshymne „Kontrollverlust“, für die Sookee in Gangsta-Rap-Manier eine Strumpfmaske trägt. „Schmeiß den Alarm an, es ist 2017 / Wir lassen uns von eurem Hass nicht diese Party vergiften“. Die schwitzende, tanzende Menge im SO36 lässt sich das nicht zweimal sagen. Sie feiert die neuen Songs genauso wie die alte Hits der Rapperin. Umjubelt sind auch die Gastauftritte: für den Antifa-Song „Zusammenhänge“ kommt Spezial-K auf die Bühne, beim Hit „Augen zu“ ist Kobito dabei. Ansonsten ist das Konzert eine One-Woman-Show, getragen von Sookees ansteckendem Enthusiasmus. Immer wieder unterbricht sie ihr Set, um über Themen wie Optimierungsdruck, ihre schwierige Teenagerzeit oder eben ihre „Dschungelbuch“-Frustration zu sprechen.

Gaye Giraffen und promisken Primaten

Dabei nimmt Sookee sich selbst nicht zu ernst und beweist, dass Politrap und Humor kein Widerspruch sind. Ihren Verschwörungstheorie-Song „Bilderbücher Konferenz“ führt sie mit selbstgebasteltem Aluhut auf, bei „Queere Tiere“ trägt sie eine Kopfbedeckung in Schneckenform. Sie rappt von „gayen Giraffen“ und „promisken Primaten“, davon, dass sich die Menschen mal ein Beispiel an der Tierwelt nehmen sollten, in der Homo- und Intersexualität ganz natürlich sind. Ein bisschen mehr wie Balu der Bär sein, das würde uns allen guttun.

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