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Kultur: Sorgen um die Zukunft der Preußen-Stiftung

Einen Anflug von Nervosität kann der sonst so ruhige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, nicht verbergen: "Die Rahmenbedingen für die Arbeit in der Stiftung gleichen einer Achterbahn. Es wird nichts ausgelassen, was an Verunsicherung denkbar ist.

Einen Anflug von Nervosität kann der sonst so ruhige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, nicht verbergen: "Die Rahmenbedingen für die Arbeit in der Stiftung gleichen einer Achterbahn. Es wird nichts ausgelassen, was an Verunsicherung denkbar ist." Der Präsident hat Grund zur Sorge: Sein Betriebshaushalt ist trotz neu eröffneter Häuser gedeckelt. Anders als in den Jahren zuvor muss er 2002 auch 1,5 Prozent der Stellen abbauen. Überdies drängen die Länder, die bislang an der Stiftung beteiligt sind, auf die Entflechtung von Bundes- und Landeseinrichtungen, einige drohen gar für 2005 mit dem Ausstieg aus dem ohnehin fragilen Gebilde. "2002 wird das Jahr der Entscheidung sein: Da wird sich weisen, ob das Modell Preußenstiftung ein Zukunfts- oder Auslaufmodell ist", weissagt Lehmann und befürchtet, dass sich die aussteigewilligen Länder - "es steht etwa 10 zu 6" - schon beim nächsten Treffen der Ministerpräsidenten im März durchsetzten könnten: "Dann wäre mit der Stiftung ein nationales Projekt gescheitert."

Auch bei dem ehrgeizigsten Projekt der Stiftung, dem auf zehn Jahre angelegten Ausbau der Museumsinsel, wackelt die Planung. Schon einmal, im Sommer 2001, stand man wegen Zahlungsunfähigkeit des Landes Berlin auf der Insel kurz vor dem Baustopp. Immer lauter wird im geldknappen Berlin die Absicht geäußert, dem Bund die Baufinanzierung ganz zu überlassen - was Lehmann grundsätzlich unterstützt. Für 2002 hat er allerdings kaum Hoffnungen: "Man kann dem Bund die Verpflichtungen nicht einfach vor die Füße kippen."

Es liegt eine gewisse Paradoxie darin, dass trotz eingetrübter Zukunftsaussichten die Bilanzen der Stiftung weiterhin glänzen. Anders als in den Museen von Paris und New York, die über starken Besucherrückgang klagen, stieg die Zahl der Besucher Berliner Museen 2001 wieder um fünf Prozent auf insgesamt 2,9 Millionen. Die erst im Dezember wiedereröffnete Alte Nationalgalerie verzeichnet einen rekordverdächtigen Ansturm von bereits 140 000 Menschen. Spitzenreiter bleibt jedoch das Pergamonmuseum mit 830 000 Besuchern, gefolgt vom Ägyptischen Museum mit 430 000. Auch die Sammlung Berggruen, die mit sieben Leihgaben von Picasso bis Matisse gerade neue Attraktionen aufzuweisen hat, ist mit 180 000 Besuchern nach wie vor beliebt.

Mit Wechselausstellungen waren die Museen erfolgreich. Die gerade in die Londoner Tate-Gallery weitergewanderte Andy-Warhol-Ausstellung zog 190 000 Besucher in die Neue Nationalgalerie, auch Caravaggio und Kirchner (jeweils über 100 000 Besucher) sowie "Mies in Berlin" (bislang über 50 000 Besucher) liefen sehr gut. Einzig die Dahlemer Museen (170 000 Besucher) bleiben ein Sorgenkind. "Die Häuser sind marode, verkommen zum Armenhaus", klagt Lehmann und drängt auf schnelle Entscheidung für den Schlossplatz: "Spätestens nach der Bundestagswahl muss eine politische Richtungsentscheidung fallen, damit wir wissen, ob wir mit einem Umzug rechnen können."

Christina Tilmann

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