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Kultur: Sorgen um Sachsens Schätze

Dresdens Museen sollen radikal neu gegliedert werden

Dresdens Museen kommen nicht zur Ruhe. Nach der Flut vom vergangenen August und den Querelen um ein hochwassersicheres Depot sind es nun Geheimpläne der Landesregierung, die die Staatlichen Kunstsammlungen in ihren Grundfesten erschüttern. Offizielle Verlautbarungen gibt es nicht, der zuständige Kulturminister Rößler weilt derzeit in Usbekistan. Aber die Fäden laufen wohl ohnehin bei Ministerpräsident Milbradt zusammen.

Es geht um das Vorhaben, Sachsens archäologische Sammlungen in einem neuen Museum in Chemnitz zu konzentrieren. Dort stünde ein ehemaliger Kaufhausbau des Architekten Erich Mendelsohn zur Verfügung; über Kosten und Finanzierung wurde allerdings bislang ebenso wenig gesprochen wie über ein Präsentationskonzept in dem umbaubedürftigen Gebäude.

Seit geraumer Zeit ist die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG damit beschäftigt, die Museen zu evaluieren. Dahinter steckt der Wunsch, sie vollständig neu zu gliedern. Es soll vier Landesmuseen geben, für Mineralogie in Freiberg, für Ethnologie in Leipzig, für Archäologie in Chemnitz – und das Schlossmuseum in Dresden. Darüber hinaus sollen die Bestände aller staatlichen Museen einen gemeinsamen Fundus bilden, aus dem sich die Häuser bedienen könnten. Das hat bereits zu Befürchtungen geführt, der Zusammenhang der mittlerweile 443 Jahre alten kurfürstlich-königlichen Sammlungen könne für immer zerrissen werden, wenn – etwa nach Kriterien der Tourismusförderung – Teilsammlungen verlagert werden. Am weitesten gediehen scheinen die Überlegungen für das Chemnitzer Archäologie-Museum zu sein. Die Leiterin des Archäologischen Landesamtes, Judith Oexle, gilt als Urheberin eines Konzepts, demzufolge Dresden die Antikensammlungen aufgeben müsste, die August der Starke zusammentragen ließ – was die Staatskanzlei in einem verklausulierten Brief an den aufgeschreckten Kunsthistoriker-Verband bereits durchblicken ließ.

Hinter all dem steckt der Ehrgeiz des für seine Knauserigkeit gefürchteten vormaligen Finanzministers Milbradt, die Museen auf Effektivität zu trimmen. Dabei sind die Besucherzahlen der Dresdner Sammlungen nach dem hochwasserbedingten Einbruch wieder deutlich gestiegen. Milbradt selbst hatte bei der Präsentation der Dresdner Schätze in Berlin und London einen Zusammenhang zwischen der Attraktivität des Kulturangebots und dem Wirtschaftsstandort hergestellt. Die Kunstsammlungen jedenfalls haben inzwischen ein Konzept für den Ausbau des Schlosses als wichtigstem Standort vorgelegt: Würde den Kunstsammlungen „wirtschaftliches Handeln ermöglicht“, sei „mittelfristig mit einem ausgeglichenen Budget zu rechnen“.

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