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Aus aller Welt. Junge Musikerinnen und Musiker spielen bei der Southbank Sinfonia.

© MUTESOUVENIR / KAI BIENERT

Southbank Sinfonia bei Young Euro Classic: Zwischen den Himmeln

Die Londoner Southbank Sinfonia soll jungen Musikern nach dem Studienabschluss ein Jahr Praxis ermöglichen. Bei Young Euro Classic zeigt diese tolle Idee auch ihre Schwächen.

Mit den Paten ist das so eine Sache bei Young Euro Classic. Die einen bekleiden Funktionen, andere suchen Positionen, manche werden gar von ihren Passionen dazu getrieben, das Wort zu ergreifen, bevor die auf der Bühne wartenden jungen Musikerinnen und Musiker endlich ihre Instrumente sprechen lassen können.

Denis Scheck fügt dem Patenwesen einen weiteren Aspekt hinzu. Der Literaturkritiker erzählt im Konzerthaus einfach eine Geschichte, die er immer schon mal erzählen wollte. Der Unfallbericht eines Maurers ist lang, zugegeben lustig und macht unverschämte Neugier auf den Mann, der sie 1958 in Oxford erzählt hat.

Das war Gerhard Hoffnung, den ein Kindertransport aus Berlin nach London vor der Ermordung in Nazideutschland rettete. Ein Musiker, Karikaturist, Autor und Konzertveranstalter, der der Musik ihren Humor zurückgab. Leider verstarb dieses Multitalent bereits 1959 unerwartet. Scheck nimmt Hoffnungs „Bricklayer Story“ als Beispiel für ein Mitfühlen durch Kunst. Solange das existiere, „wird der Brexit nur eine Episode bleiben“.

Matt schaukelt die Komposition dahin

Ein langer, ein skurriler Anlauf, auf seine Art sogar etwas britisch. Die geduldige Southbank Sinfonia aus London allerdings startet danach nicht mit einem Werk von Hoffnungs Freund Malcolm Arnold in den Abend, sondern mit Mozarts „Pariser Symphonie“. Um dort bis zum Humor vorzudringen, ist eine Menge Vorarbeit nötig, müssen sich Balance und Timing spielend einstellen. Dirigent Simon Over hat die Southbank Sinfonia 2002 gegründet, um jungen Musikern nach dem Studienabschluss ein Jahr Praxis kompakt zu ermöglichen, mit Musiktheater, Sinfonien, Tourneen. Eine klasse Idee, die im aktuellen Jahrgang aber auch ihre Schwächen zeigt. Denn nach der Pause liegt mit Beethovens Zweiter eine weitere heikle Partitur auf den Pulten.

Mit koordiniertem An- und Abschwellen der Musikflut ist es da nicht getan. Unglücklicherweise hält das aktuelle Werk der britischen Komponistin Cheryl Frances-Hoad, „Between the Skies, the River and the Hills“, keine wirkliche Herausforderung für das Orchester und die vielfach ausgezeichnete Pianistin Ivana Gavric bereit. Matt, den legendären Silberklang der British Light Music entfernt streifend, schaukelt die Komposition dahin, holt mal die Bassklarinette, mal die Oboe an die Oberfläche. Im letzten Abschnitt bleiben dem Klavier nur mehr Einzeltöne über tiefen Streichern übrig, hoffnungslos zäh.

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