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Kultur: Späte Lorbeeren

Erfolg ist eine zweischneidige Angelegenheit, gerade im Pop. Einerseits sind da, wo Kultur und Kapitalismus zusammenkommen, die Verkaufszahlen immer das Ziel.

Erfolg ist eine zweischneidige Angelegenheit, gerade im Pop. Einerseits sind da, wo Kultur und Kapitalismus zusammenkommen, die Verkaufszahlen immer das Ziel. Andererseits verachtet der wahre Musikliebhaber den Mainstream. Die Geschichte ist unbarmherzig und erinnert sich nur an die Titelhelden. Was aber wird aus den vielen Künstlern, die zwar die bessere Musik machten, aber aus dem Schatten der Erfolgreichen nie herausgetreten sind?

Zum Beispiel die Remains . Wer kennt heute noch die Band, die die Beatles 1965 als Tournee-Einheizer begleitete? In Manfred Langers Beat-Lexikon finden sich nur zwei Sätze über die Remains. Einer lautet: „Warum diese gute Band aus Massachussetts so gut wie keinen Erfolg hatte, wird ewig ein Rätsel bleiben.“ Und im „Guiness Who’s Who of Sixties Music“ taucht sie erst gar nicht auf. Dabei hatte die Band, die 1964 im Ratskeller von Boston ein bisschen berühmt wurde, einen Major Deal unterschrieben, und in der Ed Sullivan Show sahen sie immerhin 14 Millionen Zuschauer. Aber nach zwei Hitsingles und einer LP mit elf Songs wurde es still um die Musiker.

Dem Berliner Clubpublikum braucht man nicht zu erklären, wer die Remains sind. „Why Do I Cry“ von 1965 gehört zum Standardrepertoire vieler DJs und füllt regelmäßig die Tanzflächen. Vielleicht ist es für die Musikfreunde ja sogar ein Glück, dass den Remains der Durchbruch nicht vergönnt war. Während die meisten erfolgreichen Bands im Drogensumpf stecken geblieben sind, am Streit um Tantiemen oder schlicht am Erfolg zerbrochen sind, haben ihre weniger prominenten Kollegen oft eine zweite Chance. Barry Tashian, Vern Miller, Bill Briggs und Chip Damiani haben sich wieder zusammengetan. Und wenn die Remains heute bei ihrem einzigen Deutschland-Konzert im Roten Salon der Volksbühne spielen (Rosa-Luxemburg-Platz 2, 22 Uhr), dann steht zu hoffen, dass keine abgehalfterte Rentnerband die Bühne betritt, sondern dass die Remains-Gitarren noch genauso wild und unverfälscht klingen wie damals, als es für die ganz große Karriere nicht gereicht hat.

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