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Spätes Bekenntnis: Walser stellt sich hinter Grass

Nach dem Geständnis von Günter Grass, in der Waffen-SS gewesen zu sein, ist das Echo geteilt. Während Martin Walser Grass in Schutz nimmt, erklärt der NS-Forscher Fest, er würde "von diesem Mann nicht mal mehr einen Gebrauchtwagen kaufen".

Berlin - Nach dem Bekenntnis von Günter Grass zu seiner Mitgliedschaft in der Waffen-SS hat Günter Grass Unterstützung von seinem Schriftstellerkollegen Martin Walser erhalten. "Der Mündigste aller Zeitgenossen kann sechzig Jahre lang nicht mitteilen, dass er ohne eigenes Zutun in die Waffen-SS geraten ist", sagte Walser der "Stuttgarter Zeitung". "Das wirft ein vernichtendes Licht auf unser Bewältigungsklima mit seinem normierten Denk- und Sprachgebrauch", fügte Walser hinzu. Grass habe "durch die souveräne Platzierung seiner Mitteilung diesem aufpasserischen Moral-Klima eine Lektion erteilt".

Anders die Einschätzung des NS-Experten Joachim Fest: "Ich würde von diesem Mann nicht mal mehr einen Gebrauchtwagen kaufen", sagte Fest der "Bild"-Zeitung über Grass. Er verstehe nicht, "wie sich jemand 60 Jahre lang ständig zum schlechten Gewissen der Nation erheben kann, gerade in Nazi-Fragen - und dann erst bekennt, dass er selbst tief verstrickt war." Nach Ansicht Fests ist Grass als moralische Instanz durch sein jahrzehntelanges Schweigen "schwer beschädigt". (tso/ddp)

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