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Kultur: Spiegelblicke

Deutsch-Türkisches bei Young Euro Classic

Mithilfe der Musik kulturelle und ideologische Grenzen zu überwinden, ist ein Konzept, das sich seit dem West-Eastern Divan Orchestra zunehmender Beliebtheit erfreut. Auch das Young Euro Classic Festivalorchester Türkei-Deutschland verfehlt damit im Konzerthaus seine Wirkung nicht. Kompositionen der klassischen türkischen Musik sowie zwei Uraufführungen der jungen türkischen Komponisten Atac Sezer und Oghuzhan Balci werden am Dienstag vom Publikum mindestens ebenso begeistert aufgenommen wie Rossini und Beethoven.

Polyphonie ist nicht alles: die klassische türkische Musik lebt von der Melodie, oft in komplexem rhythmischen Gefüge. Diesen grundsätzlichen Unterschied zur westlichen Musik reflektiert Sezar in „mirror-reversed“: unruhig glissandierenden Bewegungen des Orchesters setzt er das traditionelle Streichinstrument Kemençe als melodisch ruhig fließendes Element entgegen. Balcis „Erinnerungen an Istanbul“ dagegen verfolgen eine narrative Linie, die im Zusammenspiel westlicher und osmanischer modaler Tonsysteme Ersteindrücke eines deutschen Besuchers in Istanbul beschreiben – plastisch und mitreißend wie Filmmusik.

Für Dirigent Cem Mansur steht der Abend eindeutig im Zeichen der Horizontale: Wie in Rossinis „La Scala di Seta“-Ouvertüre dominieren auch in Beethovens 1. Symphonie melodische Linie und Leichtigkeit, wenn auch auf Kosten des Kontrapunktischen. Die rasch fließenden Tempi entsprechen zweifellos der Energie und spieltechnischen Brillanz der jungen Musiker – nichts dagegen! Barbara Eckle

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