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SPIEL Sachen: Dates und Dessous

Filme in der Originalsprache anzuschauen, ist für manchen eine Selbstverständlichkeit. Für den polyglotten Theatergänger gestaltet sich die Angebotslage schon etwas schwieriger.

Filme in der Originalsprache anzuschauen, ist für manchen eine Selbstverständlichkeit. Für den polyglotten Theatergänger gestaltet sich die Angebotslage schon etwas schwieriger. Jedenfalls, wenn man von international vernetzten Häusern wie dem HAU oder den Sophiensälen absieht und nicht gerade ein Welttheaterfestival in der Stadt läuft.

Hier füllt das English Theatre in Kreuzberg (Fidicinstraße 40) wenigstens für anglophile Bühnenfans ganzjährig eine Lücke. Muttersprachler und Fremdsprachenenthusiasten halten sich ungefähr die Waage im bis auf die Seitentreppe voll besetzten Saal, für den Werner Gerber Alan Ayckbourns „Private Fears in Public Places“ inszeniert hat (3./4. & 7. - 11. 9., 20 Uhr). Das Stück, das 2006 unter dem Titel „Herzen“ von Alain Resnais auch verfilmt wurde, zeigt Paare in schwierigen, unglücklichen Konstellationen. Der Immobilienmakler Dan, der mit seiner Schwester Imogen zusammenlebt, bringt seine Abende mäßig inspiriert auf der Fernsehcouch zu, während Imogen in Cafés auf Kontaktanzeigen-Bekanntschaften wartet – in der Regel vergeblich. Dans religiöse Sekretärin Charlotte bringt unterdessen dauerschimpfende männliche Pflegefälle mittels gewagter Dessous-Offensiven ins Grab. Und Klientin Nicola begreift so langsam, dass sie für sich und ihren antriebsschwachen Freund keinesfalls eine gemeinsame Wohnung suchen, sondern letzteren – im Gegenteil – lieber ganzheitlich vor die Tür setzen möchte. Kurzum: Ayckbourns Short-CutsDrama ist so identifikationstauglich, dass das reaktivierte Englisch-Vokabular nicht so schnell wieder in Vergessenheit geraten dürfte.

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