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SPIEL Sachen: Die Welt als Wolle und Vorstellung

In Schauspielschulen wie der Berliner „Ernst Busch“ existiert die Puppenspielkunst zwar längst als eigener Studiengang. Dennoch scheint sich wenig daran geändert zu haben, dass die breite Öffentlichkeit beim Stichwort Puppen-, Figuren- oder Objekttheater ausschließlich ans Kinder-Weihnachtsmärchen denkt.

In Schauspielschulen wie der Berliner „Ernst Busch“ existiert die Puppenspielkunst zwar längst als eigener Studiengang. Dennoch scheint sich wenig daran geändert zu haben, dass die breite Öffentlichkeit beim Stichwort Puppen-, Figuren- oder Objekttheater ausschließlich ans Kinder-Weihnachtsmärchen denkt. Die Schaubude Berlin – eine Institution, die sich dem Genre mit Haut und Haaren verschrieben hat – tritt dieser Tage einmal mehr an, dieses eingeschränkte Image gehörig zu erweitern. Ihr Festival Kreationen 2010 wendet sich ausschließlich an ein jugendliches und erwachsenes Publikum, das dem „Frau-Holle“-Alter definitiv entwachsen ist. Ab morgen beweisen acht Berliner Künstler und Teams eine Woche lang, wie ästhetisch vielfältig Puppen-, Figuren- und Objekttheater heutzutage ausschauen kann.

Als Protagonisten figurieren sämtliche Erscheinungen von der feingliedrigen Puppe über ihre komplett umhäkelte Kollegin bis zum artistisch collagierten Objekt. Thematisch reicht das Angebot vom Rückblick auf eine Kindheit im Jahr 1945 bis zum Trip in die Unterwelt. Das Fliegende Theater etwa folgt unter dem Motto „Tage, wo überall Feinde lauern“ (Sa, 20 Uhr) dem Jungen H. in ein fränkisches Städtchen am Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Pyromantiker Berlin hingegen widmen sich in „Frühstück Sprelacart“ (So, 20 Uhr) der Ehe-Dauerstressfrage, an wem die Frühstückszubereitung hängen bleibt, und kreieren dabei eine „Welt aus Wolle und Vorstellung.“ Der Beitrag „Peanuts“ (Di, 20 Uhr) schließlich legt dar, dass in Andersen-Märchen wie der „Prinzessin auf der Erbse“ auch für Erwachsene noch Konfliktstoff steckt. Die Story um einen heiratswilligen jungen Mann aus gutem Hause und eine hautsensible Schöne, die eine Erbse selbst noch durch zwanzig Matratzen hindurch als schlafraubenden Störfaktor wahrnimmt, wird hier als Abfolge beziehungsentscheidender Zufälle erzählt.

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