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SPIEL Sachen: Flucht vor den Gläubigern

Das klassische Theater verhält sich gern wie die alte, weise Tante, die jedwede Misere grundsätzlich schon seit der Antike herannahen sah. Christine Wahl begrüßt die Krise auf der Bühne.

Alle Welt redet über die Wirtschafts- und Finanzkrise: Frank Plasberg, Maybritt Illner, die Feinde, die Freunde, die Kollegen... Und das Theater? Hat natürlich noch nicht das ultimative Krisenstück auf die Bühne gebracht! Was allerdings nicht heißen soll, dass es zur globalen Lage deshalb schwiege. Das klassische Theater verhält sich nur gern wie die alte, weise Tante, die jedwede Misere grundsätzlich schon seit der Antike herannahen sah. Oder – wie im Falle des LabSaal-Theaters (Alt-Lübars 8, 13469 Berlin) – mindestens seit zweieinhalb Jahrhunderten. Damals nämlich schrieb der italienische Dramatiker Carlo Goldoni seine Pleitegeier-Komödie „Die neue Wohnung“, die am heutigen Freitagabend (20 Uhr) im LabSaal Premiere hat. Gespielt wird sie unter Johannes Philipps Regie vorwiegend von theaterliebenden Nichtprofis in einem Gründerzeit-Tanzsaal. Der Pleitier Anzonetto flüchtet darin vor Gläubigern, Lohnforderungen diverser Handwerksfirmen und innerfamiliären Finanzdifferenzen notgedrungen in eine neue Wohnung. Und das, obwohl ihm sein wohlhabender Onkel – also eine Art Zumwinkel – theoretisch helfen könnte, wenn die beiden nicht total zerstritten wären.

Für die drei Männer, die nächste Woche in Dieter Krockauers Projekt „Offenbarung 2.0“ im Theater unterm Dach (Privat-)Insolvenz anmelden müssen (1./2. April., 20 Uhr), wäre solch eine Ausweichwohnung wahrscheinlich schon wie ein Sechser im Lotto, vom Millionen-Onkel ganz zu schweigen. Die drei sind nämlich vorübergehend komplett wohnungslos und leisten auf der Bühne ihren ganz persönlichen Offenbarungseid: „Offenbarung 2.0“ gehört zu einem mehrteiligen Projekt, in dem die united OFF productions heutige Arbeitsmarkt- und Einkommensprobleme untersucht.

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