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SPIEL Sachen: Wischmopp mit Weintrauben

Wer war der "Quotenkönig der Saison"? Wie häufig öffneten die Häuser zwischen Rostock und München in der vergangenen Theaterspielzeit ihren "Dramaturgen-Giftschrank"? Und welche Kritikermeinung hat reelle Chancen auf den Titel des Diskurs-Kings oder der Diskurs-Queen? Christine Wahl zappt sich einmal durch die vergangene Saison.

Georg Scharegg, Regisseur und Mitbegründer des derzeit in den Sophiensaelen gastierenden Theaterdiscounters, hat die vergangene Spielzeit gemeinsam mit seinen Kolleginnen Anne Verena Freybott und Heike Pelchen aufgearbeitet und präsentiert unter dem Motto Spielplan Deutschland heute und morgen, jeweils 21 Uhr, seine daraus resultierende Bühnenhitparade. Dass man sich auf die Seriosität des Unterfangens hundertprozentig verlassen kann, bewies das Auswertungsteam bereits Ende 2007 mit der ersten, leicht variierenden „Spielplan“-Auflage: Da zappten sich eine Handvoll Schauspieler im Minutentakt durch das Geschehen auf 50 deutschen Bühnen, gaben von „Leonce und Lena“ in Neuss über „Maria Stuart“ in Esslingen bis zum „Kontrabass“ in Braunschweig mit Wischmopps, Weintrauben oder Wasserflaschen tiefe ästhetische Einblicke in die „kreativen Hochburgen unserer schönen und blühenden Kulturlandschaften“ und empfahlen sich definitiv für Nachfolgeprojekte.

Wie zum Beispiel eben jetzt für jene denkwürdige Szene, in der eine verhältnismäßig gut situierte französische Mittelständlerin bei den Eltern des ultimativen Schulfeindes ihres Sohnes geradewegs in die schöne Lilien-Vase kotzt: Wir verraten nicht zu viel, wenn wir Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“ als ganz heißen Kandidaten auf den Quotenhit des Jahres ins Rennen schicken! Ein weiteres Programmsegment wird sich mit den innovativsten Stücktiteln befassen und dabei sicher nicht Gerhild Steinbuchs naturwissenschaftlich gewagte These „Verschwinden oder Die Nacht wird abgeschafft“ übersehen. Und in der Kategorie „Sättigungsbeilagen“ ist zu erfahren, ob „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ an vier verschiedenen Häusern des Landes jeweils auch unterschiedliche Probleme hatte.

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