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SPIEL Sachen: Alles könnte besser sein

Über schlaflose Nächte klagt zurzeit nicht nur Bettina Wulff. Auch die deutsche Dramatik hat die Störung der Nachtruhe als Genre entdeckt.

Über schlaflose Nächte klagt zurzeit nicht nur Bettina Wulff. Auch die deutsche Dramatik hat die Störung der Nachtruhe als Genre entdeckt. In den Sophiensälen (18.–20.9., 20 Uhr) grübelt dieser Tage eine Frau zwar nicht direkt „Jenseits des Protokolls“, dafür aber unter dem ebenso bemerkenswerten Titel „Meine gottverlassene Aufdringlichkeit“ über ihr Leben nach. Kleiderordnungen und Tattoos sind dabei allerdings nicht das Problem. Die Theater-Protagonistin findet vielmehr, sie habe eigentlich alles richtig gemacht: „Sie hat einen Uniabschluss, ist fleißig und flexibel im Kopf – und trotzdem hat sie geringe Rücklagen und oft genug Mühe, über den Monat zu kommen.“ Die Bestandsaufnahme aus dem akademischen Prekariat stammt von dem 34-jährigen Dramatiker Christoph Nußbaumeder, den man bereits von der Schaubühne kennt. An den Sophiensälen führen Bernarda Horres und Anna Eger Regie, die zudem selbst die schlaflose Frau spielt. „Alles könnte anders sein, besser, leidenschaftlicher, selbstbestimmter!“, hadert sie. „Doch plötzlich“, so verspricht der Presse-Teaser, „klingelt es“.

Auf den Deus ex machina, der intellektuelle Prekariatsprobleme lösen kann, darf man natürlich gespannt sein. Vielleicht wäre ein anregender Grundsatzdenker der ideale Ausweg. Mit dieser Strategie jedenfalls haben die Kollegen vom Ballhaus Ost offenbar gute Erfahrungen gemacht. Dort verspricht die Truppe No fourth wall unter dem Motto „Metalogues, steps through a system of thought“ (bis 16.9., 20 Uhr) unter Berufung auf den Anthropologen Gregory Bateson ein „begehbares Gedankenexperiment“ zu kreieren, in dem sich jeder Zuschauer neu „mit seinen eigenen Denkstrategien“ auseinandersetzen kann. Wäre ja nicht schlecht, wenn er dabei gleich zu Saisonauftakt zu neuen Einsichten käme!

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