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SPIEL Sachen: Bar jeder Finanzen

Christine Wahl über die performative Einführung in die Ökonomie.

Passend zur bevorstehenden Einschulung haben Eltern-Ratgeber mal wieder Hochkonjunktur. Soll mein hochbegabtes Kind schon mit drei Chinesisch lernen oder erst mit fünf nach absolviertem Latinum? Reicht der wöchentliche Klavierunterricht, oder kommen die musikalischen Talente erst in Kombination mit Posaune und Orgel zur Entfaltung? Und wie halte ich’s mit der Einführung in die Ökonomie?

Leider soll es ja Eltern geben, deren Budget zu gering für die private Kinderuniversität ist. Für diese Klientel schafft nun – wer hätte das gedacht – ausgerechnet das gern als wirtschaftsfern belächelte Theater Abhilfe. Namentlich das Varia Vineta in Pankow (Berliner Str. 53); und zwar mit dem Kapital- und Tauschhandel-Grundkurs Hans im Glück (am heutigen Freitag um 16 Uhr). Dessen Protagonist schleppt bekanntlich derart schwer an seinem Lehrlingssold – einem menschenkopfgroßen Goldklumpen – dass er ihn zunächst gegen ein Pferd (quasi den Urvater aller Sportwagen) eintauscht, dann das Pferd gegen eine Kuh, die Kuh gegen ein Schwein, und so weiter.

Am Ende steht der Junginvestor bar jeglicher Finanzen und Naturalien, dafür aber „mit leichtem Herzen und frei von aller Last“ da und wird (was das Märchen allerdings großzügig verschweigt) vermutlich bis ans Ende seiner Tage am Rententropf der Frau Mama hängen. Kurzum: Die Motivvielfalt dieser ökonomischen Schulung lässt kein Vorschüler-Auge trocken. Was ist ein Schwein gegen ein Rind? Hätte der Anlageberater meines Vertrauens Abhilfe schaffen können? Oder vollziehe ich lieber – aus Einsicht in die aktuelle Finanzkrisennotwendigkeit – gleich den Schritt vom schnöden Materialisten zum fidelen Idealisten?

An diese performative pädagogische Vermittlungskomplexität müssen die von besorgten Eltern bestellten Wirtschaftsprofis erst mal herankommen!

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