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SPIEL Sachen: Bus ins Paralleluniversum

Eigentlich eine ziemlich bühnenübliche Situation, mit der das Theater an der Parkaue ins neue Jahr startet: Alva, Arnold und Alexander treffen eines Nachmittags – es ist genau 15.15 Uhr – an einer Bushaltstelle aufeinander.

Eigentlich eine ziemlich bühnenübliche Situation, mit der das Theater an der Parkaue ins neue Jahr startet: Alva, Arnold und Alexander treffen eines Nachmittags – es ist genau 15.15 Uhr – an einer Bushaltstelle aufeinander. Und wer mal wieder versagt, das sind die Verkehrsbetriebe. Der Bus kommt nicht.

Aus solchen Konstellationen haben sich diesseits (und sicher auch jenseits) der Bretter, die angeblich die Welt bedeuten, schon derart viele Dreiecksromanzen, Eifersuchtsdramen oder Versäumnistragödien entwickelt, dass das Parkauen-Projekt „15.15“ (23.1., 19 Uhr, 24.1., 18 Uhr und 25.1., 10 Uhr) wahrscheinlich nicht weiter der Rede wert wäre – wenn es ihm nicht um etwas völlig anderes ginge. Statt stereotype Dramensituationen durchzudeklinieren, will sich die „Versuchsanordnung“ für Jugendliche ab 14 lieber tief in die „Zusammenhänge zwischen Individuum und Welt, Chaos und Ordnung, Kontrolle und Kontrollverlust“ hinein wagen. Keine Frage: Wenn man derart Globales vorhat, können so konkrete Handlungsgerüste wie Bushaltstellen durchaus hilfreich sein.

Kurzum: Mit dem Planungsfanatiker Alexander, der unterwegs ist zu seinem ersten Date, dem coolen Rationalisten Arnold und der stark situationsabhängigen Alva führt uns die Truppe Berlinski eine Schicksalsgemeinschaft vor, die sich bald schon nach grundlegenden Systemfehlern zu fragen beginnt. Ist der Fauxpas des öffentlichen Nahverkehrs am Ende gar kein Zufall? Welche Rolle spielt die Tatsache, dass die Namen der Wartenden sämtlich mit „A“ beginnen? Und schließlich - ernsthaft tiefenphilosophisch gesprochen: Ist das Trio zur selben Zeit am selben Ort, oder hält es sich in komplett verschiedenen Paralleluniversen auf?

Mit „15.15“ kommen sozusagen die angewandte Chaos-Theorie und die moderne Hirnforschung mitsamt ihrer Frage nach der Freiheit des menschlichen Willens auf die Jugendtheaterbühne. Hinter „Berlinski“ verbirgt sich ein projektbezogenes Autorenkollektiv von acht Jugendlichen aus Helsinki und Berlin, die das Stück nach umfänglichen Recherchen auf dem Feld der Chaosforschung letztes Jahr im Rahmen des Projekts „Young Europe“ in englischer Sprache auf dem Internet-Tool „Noodi“ geschrieben haben. Im Theater an der Parkaue bringt Sascha Bunge jetzt die deutsche Version zur Uraufführung, parallel zu seinem Kollegen Kari Rentola, der die finnische Variante diese Spielzeit am Helsingin Kaupunginteatteri zeigt. Im Mai sind beide Beiträge komplett in Berlin zu sehen.

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