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SPIEL Sachen: Der Tod wird gemobbt

Als die ARD ihre Zuschauer mitten im trüben Monat November mit einer Themenwoche zum Thema Tod konfrontierte, fielen die Reaktionen durchaus kontrovers aus: So manchem Medienvertreter und Normalgebührenzahler war die geballte Ladung Endzeitstimmung dann doch ein bisschen viel des Traurigen. Aber das Theater – bekanntermaßen ein recht unerschrockenes Medium – lässt sich davon nicht im Mindesten beeindrucken und startet nun seinerseits eine Bühnenoffensive zum nämlichen Sujet: Kurz vorm dritten Advent bringen die United Offproductions im Theater unterm Dach das Projekt Der Tod und noch drei Andere zur Premiere (13.

Als die ARD ihre Zuschauer mitten im trüben Monat November mit einer Themenwoche zum Thema Tod konfrontierte, fielen die Reaktionen durchaus kontrovers aus: So manchem Medienvertreter und Normalgebührenzahler war die geballte Ladung Endzeitstimmung dann doch ein bisschen viel des Traurigen.

Aber das Theater – bekanntermaßen ein recht unerschrockenes Medium – lässt sich davon nicht im Mindesten beeindrucken und startet nun seinerseits eine Bühnenoffensive zum nämlichen Sujet: Kurz vorm dritten Advent bringen die United Offproductions im Theater unterm Dach das Projekt Der Tod und noch drei Andere zur Premiere (13. bis 15.12., 20 Uhr, 16.12., 18 Uhr). Glaubt man dem Ankündigungstext, könnte das Ausgangsszenario düsterer kaum sein: „Robert ist tot. Nachdem er zwei Tage allein und unbeachtet in seiner Wohnung lag, unfähig, Hilfe zu holen, ist er ein paar Tage später im Krankenhaus an einem Herzinfarkt gestorben.“ Aber, nicht unähnlich der Fernsehthemenwoche, scheinen die Macher des Abends trotz allem fest entschlossen, den Tod aus der Verdrängungszone in den Normalitätsbereich zu rücken: „Armer Tod. Von allen verlassen, gemobbt, gemieden und ausgegrenzt, führt er ein jämmerliches Dasein am Rand der Gesellschaft“, befindet die Theatertruppe jedenfalls mit salopper Forschheit.

Wem das Thema zu deprimierend ist, dem sei wärmstens die gute alte Grimm- Story vom Dornröschen ans Herz gelegt, die im Puppentheater Schaubude zu sehen ist (8./9.12., 15 Uhr, 10.-13.12., 10 Uhr). Denn schließlich darf man die Wiedererweckungsgeschichte, die hier als Figurentheater für Zuschauer ab vier inszeniert ist, quasi kompensatorisch als schön illusionäre Umkehrung des Todesstückes lesen: Das verwunschene Kind, das sich an seinem 15. Geburtstag an einer Spindel sticht und – da die Eltern einen bösen Fluch provoziert haben – in einen 100-jährigen Schlaf fällt, ruft bekanntlich lauter Heroen in Unsterblichkeitsmission auf den Plan. Ein Rettungswilliger nach dem anderen wagt sich in die Dornenhecke, um das Kind aus seinem todesstarreähnlichen Schlummer zu befreien. Mag sein, dass hier die übliche Verdrängungstendenz am Werke ist. Aber erbaulich ist Wiedererweckung eben doch.

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