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SPIEL Sachen: Hühner, Hunde, Hits

Eine alte Theaterregel besagt, dass Kinder und Tiere auf der Bühne nichts zu suchen hätten. Dem dramatischen Jahr 2012 ist es gelungen, zumindest mit dem zweiten Teil dieser Weisheit signifikant zu brechen: Animalische Mitspieler – zu diesem Ergebnis kommt die subjektive Bühnenrückschau – waren der Hit der vergangenen zwölf Monate schlechthin.

Eine alte Theaterregel besagt, dass Kinder und Tiere auf der Bühne nichts zu suchen hätten. Dem dramatischen Jahr 2012 ist es gelungen, zumindest mit dem zweiten Teil dieser Weisheit signifikant zu brechen: Animalische Mitspieler – zu diesem Ergebnis kommt die subjektive Bühnenrückschau – waren der Hit der vergangenen zwölf Monate schlechthin. Klar: Um einen komplett neuen Trend handelt es sich bei Affe, Papagei und Biber auf dem Szenario keinesfalls. Nicht nur Theateravantgardisten wie Frank Castorf ließen schon vor Jahrzehnten, unvergessen etwa in Gerhart Hauptmanns Sozialdrama Die Weber 1998, geruchsintensive Ziegen als Charakterdarsteller reüssieren.

Aber 2012 war definitiv das Jahr, in dem sich das Tier auf der Bühne vom Exoten zum Normalo mausern durfte. Und die Schnauze vorn hatte dabei der Hund – in allen erdenklichen Gattungen und Arten: Zu den attraktivsten Erscheinungen in Thomas Ostermeiers Ibsen-Inszenierung Der Volksfeind an der Schaubühne gehörte zweifelsohne der mutmaßliche Schäferhund, den Morten Kiil – Pflegevater der Badearzt-Gattin Stockmann – bei jedem Auftritt mit sich führte. Und in Kornél Mundruczós Romanadaption Schande nach J. M. Coetzee – zu sehen unter anderem bei den Wiener Festwochen und im Berliner HAU – stahl eine hinreißende Promenadenmischung dem Restensemble die Schau. Den unbestritten lustigsten Auftritt des Jahres allerdings legte ein performativ naturbegabtes Huhn beim – wie sollte es anders sein – Altmeister Frank Castorf hin. Als es dem Flügeltier (und nicht nur ihm) in dessen Kleist-Inszenierung Die Marquise von O. langweilig wurde, unternahm es kurzerhand einen Ausflug in die erste Parkettreihe und ließ sich dort mit Ausdauer und Hingabe auf dem Schienbein des Kulturstaatssekretärs André Schmitz nieder.

Kurzum: Das Bühnenjahr 2012 hat trendmäßig ordentlich vorgelegt. Wir sind gespannt, wie weit 2013 die (Hühner-)Leiter nach oben klettert!

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