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SPIEL Sachen: Schnitzeljagd zum Pergamonaltar

Zwar strotzt es in der dramatischen Branche nur so vor Leichen. Wo man auch hinsieht: In einer „Platonow“-Inszenierung in Hamburg erledigt eine Ex-Geliebte final den Protagonisten.

Zwar strotzt es in der dramatischen Branche nur so vor Leichen. Wo man auch hinsieht: In einer „Platonow“-Inszenierung in Hamburg erledigt eine Ex-Geliebte final den Protagonisten. In „Trauer muss Elektra tragen“ am Deutschen Theater Berlin waren bereits in der ersten Stunde zwei männliche Opfer häuslicher Gewalt zu beklagen. Und die Leichen aus einem zünftigen „Hamlet“ oder einem „Macbeth“ würden für mehrere Dutzend „Tatorte“ reichen. Doch dem Krimi-Genre weicht das Theater – mit Ausnahmen – aus. Hier geht es nicht um Thrill und detektivische Feinarbeit, sondern um Gesellschaftsanalyse und Katharsis.

Logisch, dass es einmal mehr das Kinder- und Jugendtheater ist, das die Fronten etwas aufweicht und im Krimi-Genre ein Einfallstor für lässige Bildungsaufträge sieht. Im Theater an der Parkaue vermischt die Regisseurin Franziska Ritter unter dem Motto Beschützer der Diebe einen Theaterliebling – die Antike – mit einem zeitgeistigen Berlin-Krimi (1.11., 10 Uhr und 6.11., 16 Uhr).

Dabei beginnt die ganze Aktion wenig vielversprechend: Die 13-jährige Gudrun ist absolut überzeugt davon, die trübsinnigsten Sommerferien aller Zeiten vor sich zu haben. Gerade erst mit ihrer Mutter nach Berlin gezogen, kennt sie in dieser Stadt keinen Menschen außer ihrer Cousine Dagmar. Und die ist leider extrem besserwisserisch. Das alles ändert sich schnell, als die offenbar auch ohne pädagogisches Zutun erfreulich bildungsbeflissene junge Neu-Berlinerin bei einem Ausflug auf die Museumsinsel zuerst einem Jungen namens Olaf in die Arme rennt und anschließend Zeugin einer Entführung wird. Ein Zettel mit der mysteriösen Aufschrift „KEM 5018“ nebst Zickzacklinie führt Gudrun, Dagmar und Olaf schließlich auf alle möglichen Spuren durch die Stadt. Neben den Schätzen des Pergamonmuseums und einem exzentrischen Modezaren spielt auch der Kultursenator eine undurchsichtige Rolle.

Und damit der Krimiabend intellektuell richtig rund wird, bieten die Besucherdienste der Staatlichen Museen zu Berlin unter dem Motto Tatort Museum eine speziell auf die Geschichte abgestimmte Führung durch das Pergamonmuseum für Familien und Schulklassen an (Tel. 030 / 26 64 24 242). Wer da noch an der Thrillertauglichkeit des Theaters zweifelt, ist selbst schuld.

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