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Kultur: Spielwut als Lebensmotor Elke Schmids „Playtime“ in der Villa Elisabeth

„Spiele das Spiel“, heißt es zu Beginn, „gefährde die Arbeit noch mehr. Sei nicht die Hauptperson.

„Spiele das Spiel“, heißt es zu Beginn, „gefährde die Arbeit noch mehr. Sei nicht die Hauptperson. Suche die Gegenüberstellung.“ Es folgen noch ein paar besinnliche Imperative mehr aus Peter Handkes dramatischem Gedicht „Über die Dörfer“, einem Werk, das sich gerade auf therapieorientierten Internetseiten großer Beliebtheit erfreut. Die junge Schauspielerin Steffi Plattner trägt das alles mit Inbrunst vor. Danach wird „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt. Wie nun das eine mit dem anderen zusammenhängt, darüber muss man sich nicht den Kopf zerbrechen. Im Verlauf geht es allein ums Glück – und das ist bekanntlich ein launischer Gesell mit Hang zur Beliebigkeit.

„Playtime“ nennt sich der Spiele-Abend, den die Regisseurin Elke Schmid eingerichtet und in der Villa Elisabeth in Berlin-Mitte zur Premiere gebracht hat. Im Gegensatz zum Würfel gehorcht die Inszenierung nicht nur dem Zufallsprinzip, sondern auch festen Regeln: Fortuna Steffi Plattner spielt mit Freiwilligen unter den Zuschauern jenes Gesellschaftsspiel, das im englischen Sprachraum als „Frustration“ bekannt ist. Die „Mensch ärgere dich nicht“-Kontrahenten sitzen hinter einer Leinwand, live per Videobeam übertragen. Sooft Plattner eine Sechs wirft und mit einer Figur aufs Feld darf, unterbricht sie die Partie und tritt für eine kurze, einstudierte Performance zum Thema Glück vors Publikum. Wenn ein Sieger feststeht, ist der Abend zu Ende. Klar, keine Vorstellung gleicht der anderen, vor allem kann das Ganze unterschiedlich lange dauern, wofür Regisseurin Schmid den Theorie-Überbau-Begriff „Echtzeitdynamik“ gefunden hat.

„Playtime“ erklärt das Brett zur Bühne und die Spielwut zum Lebensmotor. Die Situation der Schauspielerin, die coram publico die Kostüme wechselt, wird dabei immer mitreflektiert. Doch der Abend leidet auch unter einer gewissen Wahllosigkeit. Etwa wenn Plattner mal Salvatore Adamos „Ein kleines Glück“ vorträgt, dann wieder über den Dopamin-Ausstoß im Gehirn referiert wie Richard David Precht in seinem Wohlfühl-Bestseller „Wer bin ich?“. Allein: Man bekommt Lust, mal wieder „Mensch ärgere dich nicht“ zu spielen. Patrick Wildermann

Wieder 10., 14. bis 17. August

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