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Kultur: Sport ist Mord

Für sportlich talentierte US-Kids gibt es schon seit langem die Möglichkeit, eine sonst unerschwingliche College-Ausbildung über Sportstipendien zu erhalten.Außergewöhnliche Begabungen werden sogar heiß umworben, nicht nur von Universitäten, auch von Profi-Verbänden, und mit Mitteln, die die jungen Sportler moralisch und physisch regelrecht zugrunde richten können.

Für sportlich talentierte US-Kids gibt es schon seit langem die Möglichkeit, eine sonst unerschwingliche College-Ausbildung über Sportstipendien zu erhalten.Außergewöhnliche Begabungen werden sogar heiß umworben, nicht nur von Universitäten, auch von Profi-Verbänden, und mit Mitteln, die die jungen Sportler moralisch und physisch regelrecht zugrunde richten können.Geld im Überfluß, Sex und Drogen im Angebot gegen Erfolg: Ein Reizthema für den Pathetiker Spike Lee ("Malcolm X"), denn für den Begründer des New Black Cinema ist der Stoff deshalb brisant, weil die farbigen Sportler unter den amerikanischen Jugendlichen solchen Begehrlichkeiten in besonderem Maße ausgesetzt sind - vor allem, wenn sie Basketball-Spieler sind.

Für den schon seit Jahren wegen Mordes einsitzenden ehemaligen Basketball-Star Jake Shuttlesworth (Denzel Washington) könnte ein spezieller Deal seine Freilassung auf Bewährung erwirken, wenn sich nämlich Jakes Sohn Jesus (Ray Allen), ein vielversprechendes Nachwuchstalent, bereit erklärt, in dem vom Gouverneur favorisierten Team mitzuspielen.Voraussetzung ist allerdings, daß sich Jesus von Jake trainieren läßt, ja daß er sich überhaupt auf einen Kontakt mit dem verachteten Vater einläßt.

Neben seiner vehementen Kritik an der Kommerzialisierung des US-Sports und den Methoden, mit denen die auf finanzielle Hilfe angewiesenen jungen Talente in Versuchung geführt werden, findet Spike Lee in der problematischen Vater-Sohn-Beziehung sein zweites, ungleich anrührenderes Thema.Der oft etwas steif wirkende Denzel Washington kann den nun erwartungsgemäß in Gang kommenden Annäherungsprozeß überaus sensibel gestalten, vor allem im Zusammenspiel mit seinem Partner Ray Allen, einem prominenten Basketball-Spieler, der sich in seinem Filmdebüt auch als Schauspieler-As erweist.

Beharrlich ist Jake, der beim Mißlingen dieses Experiments selbst alles verlieren kann, dem abweisenden Sohn auf den Fersen, er lauert ihm auf, er versucht, sein Vertrauen zu gewinnen, er bittet um Vergebung, nicht zuletzt auch für eine harte Erziehung, bei der das Sporttraining viel zu große Bedeutung einnahm.Aber erst die gemeinsame Basketball-Leidenschaft bringt die Wendung: ein Streetballspiel, Vater gegen Sohn.Spike Lee zelebriert es in faszinierend realistischen Bildern.

In neun Berliner Kinos; Kurbel (OV)

CARLA RHODE

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