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Kultur: Sportteil-Symphonie

Drei Brüder überfallen die Bank am Kottbusser Tor in Berlin Kreuzberg. Nein, nicht die Sparkasse, die andere, genau gegenüber.

Drei Brüder überfallen die Bank am Kottbusser Tor in Berlin Kreuzberg. Nein, nicht die Sparkasse, die andere, genau gegenüber. Ein Polizist kommt noch mal zurück zum Zeitungsstand. In seiner Zeitung war kein Sportteil, Sauerei das, wozu braucht man sonst eine . . . . Da, die drei Typen mit Strumpfmaske! Das Gesicht des Polizisten nimmt einen Ausdruck ungläubigen Erstaunens an, in dem sich seine ganze Polizistenexistenz zusammenfaßt, um sich hernach in veritable Bitternis aufzulösen: Sportteil wieder umsonst. Doch der erste große Film von Lars Kraume, Student an der Deutschen Film- und Fernehakademie Berlin, ist keine Klamotte; unversehens geht er über in eine unbarmherzige Verfolgungsjagd, viel kleiner und viel größer als sonst im Kino. Als steckten wir in den Körpern der Flüchtenden und der Polizisten zugleich. Wo Benny, Freddy und Tommy Dunckel endlich unter einer Brücke zu Atem kommen, hat Tommy zwei Polizisten erschossen. Man beschließt, sich nach Polen abzusetzen. Jeder für sich.

Der Film teilt sich. Er fährt zuerst mit Benny, dann mit Freddy, zuletzt mit Tommy. Er erzählt drei völlig für sich stehende Geschichten mit jeweils unverwechselbarem Ton. Florian Lukas, Oliver Korittke und Sebastian Blomberg geben den Brüdern Dunckel alles, was sie haben. Irritiernd dennoch die Konsequenz und Energie, mit der dieser junge Regisseur auf sein Ziel zuhält. Mozart hat gesagt, er habe seine Symphonien schon fertig im Kopf, brauche sie nur noch aufzuschreiben. Ungefähr so wirkt dieser Film. Allein wie Kraume die Telefongespräche der Brüder benutzt - in allen Geschichten kehren sie wieder und bringen das Nacheinander zurück in die Gleichzeitigkeit - ist meisterhaft. Das Porträt einer Flucht, eines Verlierens setzt sich wie ein Puzzle zusammen. Nur, daß wir bis zur letzten Szene das Schlußbild nicht ahnen.

In Berlin im Moviemento

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