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Kultur: Spur der Steine

Ein Bett aus Steinen.In "One Stone", dem ersten in Berlin entstandenen Gruppenstück von Stephanie Maher, ruhen die schlafenden Schönen auf einzelnen Pflastersteinen.

Von Sandra Luzina

Ein Bett aus Steinen.In "One Stone", dem ersten in Berlin entstandenen Gruppenstück von Stephanie Maher, ruhen die schlafenden Schönen auf einzelnen Pflastersteinen.Stina Bollmann, Joséphine Evrard, Birgit Freitag werden von der Choreographin aus San Francisco auf einen steinigen Pfad geschickt.Mit nackten Füßen oder in schwerem Schuhwerk begehen sie eine diagonale Route aus losem Geröll, balancieren auf hartem, unebenen Grund.Die Performance im Halleschen Ufer gleicht streckenweise einem Härtetest und verweist auf die Strapazen, die der zivilisierte Mensch schon gar nicht mehr als solche wahrnimmt.Stein und Bein: "One Stone" konfrontiert den menschlichen Körper mit der Widerständigkeit unbelebter Materie.So oft die Performerinnen einen Stein in den Mund nehmen, er bleibt ein Fremdkörper, der sich nicht einverleiben läßt.Starre kontrastiert mit der Durchlässigkeit und Flexibilität des Körpers, kompakter Schwere werden Bewegungen von luftiger Schwerelosigkeit gegenübergestellt.Stephanie Maher sucht den Stein des Anstoßes, um weite Assoziationsräume zu eröffnen.Die Steinhaufen auf der Bühne symbolisieren gleichermaßen Zerstörung und Wieder-Aufbau.Mit den Steinen lassen sich Grenzen ziehen.So türmen die Darstellerinnen Steine zu Miniatur-Wällen auf.Der Stein wird zur Waffe, zum Geschoß.Ein Steinbruch an Assoziationen öffnet sich.Aus Bewegungen, Bildern und Klängen entspinnen sich Geschichten, jeder einzelne Stein scheint in sich eine Erzählung zu bergen.Und natürlich stellt sich auch der Berlin-Bezug ein.Da, wo sie Geschichte materialisieren, werden die Steine zum Wertobjekt.Eine der Darstellerinnen versucht wortreich, ihre Steinsammlung zu verhökern, nicht nur der Love-Stone ist mit Erinnnerungen verknüpft.Wie Trümmerfrauen lesen die Tänzerinnen Steine und dabei immer auch Bedeutungen auf, in ihren Post-Hippie-Gewändern muten sie bisweilen wie Priesterinnen eines primitiven Kults an.Die geklopften Rhythmen begleiten sie mit wunderbaren Gesängen.An der erträumten Steinzeit auf der Bühne hat die Komposition von Howard Katz wesentlichen Anteil.In seiner Live-Performance finden sich Anklänge an Blues, Folk und Punk.Bühnenexzentriker Howard Katz schöpft aus unterschiedlichen musikalischen Welten und braut daraus ein eigenwilliges Klang-Elixier.Er kreiert musikalische Kraftfelder für die Darstellerinnen."One Stone" führt die unterschiedlichen Ausdrucksformen zusammen.Aber die lose verknüpften Szenen werden nicht immer zu einem vollständigen Mosaik.Wo sie der Spur der Steine folgen möchte, verirrt sich die Performance bisweilen ins Beliebige.Schön sind die Momente, wo stimmliche und körperliche Artikulationen aufeinandertreffen.

Weitere Vorstellungen bis 6.Juni, Theater am Halleschen Ufer, 21 Uhr

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