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SS-Vergangenheit: Merkel kritisiert Grass

Die Angriffe auf Schriftsteller Günter Grass gehen weiter. Nun hat auch Bundeskanzlerin Angela Merkel Verständnis für die scharfen Reaktionen auf das späte Eingeständnis der Waffen-SS-Mitgliedschaft geäußert.

Berlin/Hamburg - Angesichts der "vielen dezidierten Stellungnahmen", die Grass in der Vergangenheit abgegeben habe, sei es "nicht verwunderlich, dass die Kritik so ausfällt, wie sie ausfällt", sagte Merkel am Montag in Berlin. Sie hätte sich gewünscht, dass Grass sich frühzeitig zu seiner SS-Vergangenheit bekannt hätte und sprach von einer "späten Offenlegung".

Altbundespräsident Richard von Weizsäcker wies hingegen auch auf Grass` positiven Einsatz für die deutsch-polnischen Beziehungen hin. Zwar trage der Schriftsteller die Verantwortung für die heftige Kritik an seiner Vergangenheit, erklärte von Weizäcker in der Zeitung "Bild am Sonntag". An der Kraft seiner Literatur und seiner prägenden Leistungen für das deutsch-polnische Verhältnis nach dem Krieg ändere das jedoch nichts.

Bissinger verteidigt Grass

Der Publizist Manfred Bissinger verteidigte Grass' spätes Geständnis. "Ich glaube, er brauchte einfach Zeit, um die richtige Form zu finden", sagte Bissinger dem Blatt. Sein Image habe nun einen Kratzer. Auch sei die Frage legitim, warum er nicht schon früher Bilanz gezogen habe. Die Vermutung des Literaturkritikers Hellmuth Karasek, Grass hätte niemals den Nobelpreis bekommen, wenn damals seine SS-Vergangenheit bekannt gewesen sei, halte er "für schlichten Blödsinn."

Der 1927 in Danzig geborene Grass hatte sich vor gut einer Woche dazu bekannt, in jungen Jahren zum Ende des Zweiten Weltkriegs Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein. Dies hatte massive Kritik bis hin zu Forderungen nach Rückgabe des Nobelpreises für Literatur und der Danziger Ehrenbürgerschaft ausgelöst. (tso/ddp/afp)

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