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Kultur: Staatsminister Naumann und die deutschen Architekten im Dialog

Gerade erst hatte Michael Naumann die Frankfurter Ausstellung "Architektur im 20. Jahrhundert: Deutschland" eröffnet (Rezension folgt), da lud der Kulturstaatsminister gemeinsam mit Peter Conradi, dem langjährigen SPD-Bundestagsabgeordneten und Präsidenten der Bundesarchitektenkammer, am Montag Abend zu einer Gesprächsrunde zum Thema "Baukultur" in den Reichstag.

Gerade erst hatte Michael Naumann die Frankfurter Ausstellung "Architektur im 20. Jahrhundert: Deutschland" eröffnet (Rezension folgt), da lud der Kulturstaatsminister gemeinsam mit Peter Conradi, dem langjährigen SPD-Bundestagsabgeordneten und Präsidenten der Bundesarchitektenkammer, am Montag Abend zu einer Gesprächsrunde zum Thema "Baukultur" in den Reichstag.

Der beiderseitige Umgang war pfleglich, auch wenn die Architekten Grund genug zu haben glauben, über das Desinteresse des Bundes an der Baukultur zu klagen. Andere Länder - Finnland, die Niederlande, natürlich auch Frankreich - fördern ihre Architekten im Ausland, Deutschland hingegen begnügt sich mit dem Stolz auf das europafreundlichste Wettbewerbswesen. Das Ergebnis ist sichtbar: Deutsche Architekten finden im Ausland nahezu keine Aufträge.

Einleitend waren mit Ursula Baus und Wolfgang Pehnt zwei renommierte Fachkritiker gebeten, Kurzbeiträge zur Frage der Öffentlichkeit und zur gewandelten Rolle des Bauherrn zu liefern; Matthias Sauerbruch, derzeit vieldiskutierter Berliner Architekt, fügte ein vehementes Plädoyer für die Bedeutung der Baukunst als "wenn nicht wichtigstem Bereich unserer Kultur" hinzu. Auf diese Kurzreferate nun antwortete Naumann; vielmehr, er nahm nacheinander zu einzelnen Punkten Stellung, ohne aber präzise zu umreißen, wie seine Haltung gegenüber der in allen Beiträgen mitschwingenden Forderung nach Baukultur beschaffen ist. Mit der unglücklichen Verteidigung des deutschen Expo-Pavillons - der nach Missachtung des ursprünglichen Wettbewerbsverfahrens einem Investor anheim gegeben wurde - zog sich Naumann den Unmut der Architekten auf sich, und die nachgeschobene Bergündung, als Mitglied des Expo-Aufsichtsrates wäre er "schlecht beraten, in eine Architekturkritik auszubrechen über dieses Haus", rettete die Situation nicht mehr. Das Wettbewerbswesen, Naumann hätte es wissen müssen, gilt der deutschen Architektenschaft als unantastbarer Eckpfeiler ihrer Berufsausübung, und die Abgabe öffentlicher Bauvorhaben an private, keinerlei Richtlinien verplichteten Investoren ist der Schrecken der Profession. So verlegten sich denn die Teilnehmer der Diskussion mehr und mehr auf das Angebot zur Zusammenarbeit, ja die Bitte um Unterstützung ihrer Belange durch den Kulturstaatsminister. Die anwesende Crème der deutschen Architektenschaft - darunter Braunfels, von Gerkan, Ingenhoven, Kulka, Langhof, Sattler, Schattner, Schultes, Schweger und Teherani - hofft auf den Bund. Noch.

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